Der Regierungsrat wird beauftragt, die Übernahme der Kosten von Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten durch den Kanton für die im Kanton Solothurn wohnhaften Personen unter 30 Jahren zu regeln.
Begründung :
Soeben hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die neue «LOVE LIFE»-Kampagne «Ready!» gestartet. Diese hat zum Ziel, neue Übertragungen von HIV sowie des Hepatitis B- und C-Virus bis 2030 komplett auszuschliessen und die Ansteckungen mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen zu senken[1]. Wie das BAG dazu schreibt, ist der Wissensstand in der sexuell aktiven Bevölkerung über die Krankheiten und deren Übertragung tief. Eine der Folgen davon ist, dass sich zu wenig Menschen testen lassen, weil sie keine Symptome haben und deshalb meinen, sie seien gesund und könnten niemanden anstecken.
Um dieses Problem anzupacken, gibt es drei Angriffspunkte: günstigere/kostenlose Tests, mehr/niederschwelligere Testangebote und stärkere Aufklärungsarbeit. Letzteres macht jetzt gerade das BAG: Die Kampagne ist darauf ausgerichtet, dass die gesamte sexuell aktive Bevölkerung ihr Sexualverhalten anhand eines «Safer-Sex-Checks» im Internet auf Risiken überprüft. Der Check ergibt umgehend online ein Resultat, das auf das jeweilige Verhalten der Person abgestimmt ist und persönliche Empfehlungen enthält. Damit wird beabsichtigt, dass die Personen einerseits den persönlichen Schutz bei allen sexuellen Kontakten verbessern und sich andererseits testen lassen, wenn sie Risikoverhalten zeigen.
Die Kampagne ist ausdrücklich darauf ausgerichtet, dass deutlich mehr Tests gemacht werden. Da im Moment davon ausgegangen werden kann, dass für die Solothurner Bevölkerung genügend Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen, ist beim dritten Punkt anzusetzen, um die Situation zu verbessern: Die Kostenübernahme durch den Kanton.
Die Kostenübernahme der Tests bei Personen unter 30 Jahren ist aus zwei Gründen zielführend/sinnvoll:
- Die Altersgruppe bis 30 Jahre ist im Vergleich zu anderen Altersgruppen überdurchschnittlich sexuell aktiv und dies mit vergleichsweise häufigen Wechseln der Sexualpartner und Sexualpartnerinnen. Wer also eine sexuell übertragbare Krankheit aufweist, ohne dies zu wissen, verbreitet sie aktiv und breit.
- Die Altersgruppe bis 30 Jahre befindet sich häufig noch in einem tiefen Lohnsegment. Selbst wenn die Notwendigkeit eines Tests erkannt wird, schrecken die Kosten davon ab, wie der Chefarzt des Gesundheitszentrums Checkpoint in Zürich gegenüber der Tagesschau SRF erläuterte.[2]
Die Übernahme der Kosten durch den Kanton ist sowohl medizinisch als auch wirtschaftlich sinnvoll. Positiv getestete Personen werden danach weitere, allenfalls zahlreiche Ansteckungen vermeiden, was die Gesundheit der betroffenen Sexualpartner oder Sexualpartnerinnen schützt und somit hohe medizinische Folgekosten vermeidet.
Die Haltung, die der Regierungsrat in der Antwort auf die K 0195/2023 «Kleine Anfrage Melina Aletti (Junge SP, Olten): Testmöglichkeiten für sexuell übertragbare Krankheiten» äusserte, ist unter all diesen Aspekten nicht (mehr) angemessen und widerspricht sowohl den Erfahrungen des Kantons Zürich, der ein Pilotprojekt mit Gratistests durchführt, als auch der Zielsetzung der neuen Kampagne des BAG.
[1] https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/das-bag/aktuell/medienmitteilungen.msg-id-100826.html
[2] https://www.srf.ch/news/schweiz/bag-ruft-zu-tests-auf-auf-sex-krankheiten-testen-ist-teuer-zuteuer?ns_source=mobile