Antrag
Der Gemeinderat wird gebeten zu prüfen, anstelle der Vergrämung eine Strategie im Umgang mit Saatkrähen im städtischen Raum zu entwickeln, welche eine möglichst konfliktfreie Koexistenz von Menschen und Krähen zum Ziel hat. Um dies zu erreichen, soll das Interesse an Saatkrähen mit geeigneten Mitteln geweckt und damit die Akzeptanz diesen faszinierenden Vögeln gegenüber erhöht werden. Zudem sollen mit geeigneten Massnahmen unangenehme Begleiterscheinungen minimiert werden.
Begründung
In den vergangenen Jahren wurden alle möglichen Vergrämungsaktionen unternommen, um diese intelligenten Tieren aus dem städtischen Raum zu vertreiben. Die Massnahmen haben jedoch nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt. Neuerdings soll – wiederum mit verhältnismässig hohem Ressourcenaufwand – eine neue Technik mittels einer falkenähnlichen Roboterdrohne ausprobiert werden (vgl. Bericht in der Jungfrauzeitung vom 22.10.2021[1]). Vermutlich wird auch dieser Versuch keine nachhaltige Wirkung zeigen.
Rabenvögel verfügen über eine Intelligenz, die man sonst nur von Menschen und anderen Primaten kennt. Sie können ein Erinnerungsvermögen aufbauen, welches dem eines dreijährigen Kindes gleicht, sie kommunizieren komplex, kennen sich untereinander und haben sogar ein Zahlengedächtnis. Daher ist es nicht erstaunlich, dass sämtliche Vergrämungsaktionen früher oder später von den Raben durchschaut und umgangen werden und sich als unwirksam erweisen. Zudem führen Störungen an Brutkolonien in der Regel zur Gründung neuer Kolonien (vgl. auch Ausführungen der Vogelwarte Sempach zum Thema Saatkrähen[2]).
Das menschliche Lärmempfinden ist subjektiv. Schallpegelmessungen in der Stadt Bern zeigten, dass die Werte der Saatkrähenrufe deutlich unter denen des Verkehrslärms liegen. Das Ziel soll daher sein, dass diese geselligen Vögel u.a. bei den Anwohner:innen das Interesse wecken und in der Folge auf mehr Akzeptanz stossen. Den Postulant:innen erscheint es sinnvoller, nachhaltiger und vermutlich längerfristig auch kostengünstiger, nicht gegen, sondern mit der Natur zu agieren. Dies geschieht idealerweise in Zusammenarbeit mit Expert:innen, z.B. von Pro Natura, der Vogelwarte Sempach und weiteren Organisationen und Personen, welche einen Zugang zum Thema haben oder daran interessiert sind.
Beispiele von Umsetzungsmöglichkeiten:
- Betreiben einer Webcam während der Brutzeit
- Schaffung eines Themenpfades (die Gemeinde Ascheberg/D hat im Jahr 2010 einen Krähenpfad gestaltet, der bereits nach kurzer Zeit zur Tourist:innenattraktion wurde[3])
- Weitere Ideen können dem diesjährigen Projekt CORVO von Pro Natura Zentrum Eichholz entnommen werden.[4]
Sehr zu begrüssen ist der bereits installierte Prototyp eines auf- und zuklappbaren Sitzbankes. Solche Ansätze entsprechen exakt der geforderten Strategie der Koexistenz und sollen weiterverfolgt werden.
[1] https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/194392/
[2] https://www.vogelwarte.ch/de/voegel/ratgeber/probleme-mit-voegeln/saatkraehe
[3] https://ascheberg-holstein.de/kraehenpfad/
[4] https://kraehennest.ch/index.html