Die SP Schweiz trauert heute um ihre ehemalige Präsidentin: Christiane Brunner, die Initiatorin des feministischen Streiks von 1991, ist heute im Alter von 78 Jahren von uns gegangen. Sie hatte ihr Leben der Gleichstellung und den Arbeiter:innenrechten gewidmet. Die SP Schweiz spricht den Angehörigen und der Familie ihr tiefstes Mitgefühl aus.
Christiane Brunner blickt auf ein reichhaltiges und vielfältiges Leben zurück. Nach ihrem Jurastudium und dem Erwerb des Anwaltspatents engagierte sie sich seit Ende der 1960er-Jahre in der Frauenbewegung. Als Vorreiterin der Gleichstellung von Frauen und Männern war sie 1969 an der Gründung der Frauenbefreiungsbewegung (MLF) beteiligt. Von Beginn dieser Bewegung an standen Fragen zur sozialen Stellung der Frau in der Gesellschaft im Vordergrund, ebenso wie der freie Zugang zu Verhütungsmitteln, die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, die Lohngleichheit und der Ausbau von Kinderkrippen.
1981 wurde sie in den Genfer Grossen Rat gewählt, wo sie fast zehn Jahre lang tätig war, bevor sie 1991 in den Nationalrat einzog. Nach einer Legislaturperiode in der Volkskammer wurde sie in den Ständerat gewählt, wo sie den Kanton Genf während drei Legislaturperioden (1995–2007) vertrat. Im Oktober 2000 übernahm sie die Führung der Sozialdemokratischen Partei. Vier Jahre später trat sie nach den eidgenössischen Wahlen 2003 von ihrem Amt zurück, nachdem die SP im Nationalrat und insbesondere im Ständerat gewonnen hatte.
Christiane Brunner setzte sich parallel zu ihren Mandaten für die Rechte der Arbeiter:innen in der Schweiz ein: Sie engagierte sich mit Nachdruck und Überzeugung in der Gewerkschaftsbewegung, zunächst als Präsidentin der Gewerkschaft des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) im Jahr 1982, dann als Präsidentin des Metall- und Uhrenindustrieverbands (SMUV) im Jahr 1992. Während sie von 1994 bis 1998 gemeinsam mit Vasco Pedrina den Vorsitz des mächtigen Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) innehatte, leitete sie die Fusion der Gewerkschaften SMUV und GBI, aus der die Unia hervorging.
Christiane Brunner prägte auch die Geschichte des Feminismus in der Schweiz nachhaltig, insbesondere, als sie die SGB auf eine Idee von Liliane Valceschini hin davon überzeugen konnte, einen Generalstreik der Frauen zu organisieren. Nicht weniger als 500’000 Frauen gingen am 14. Juni 1991 auf die Strasse und forderten endlich Gleichberechtigung.
Dieses Streben nach Gleichberechtigung führte sie auch zu bedeutenden politischen Momenten. 1993 war sie offizielle Kandidatin der Sozialdemokratischen Partei für die Nachfolge von René Felber im Bundesrat, doch die eidgenössische Bundesversammlung wählten den Neuenburger Francis Matthey, der ebenfalls kürzlich von uns gegangen ist. In der folgenden Woche kandidierte sie erneut an der Seite von Ruth Dreifuss, die als erste Sozialdemokratin in die Regierung einzog.
Christiane Brunner wird für immer eine prägende Figur der Jahre des feministischen Kampfes bleiben, die auch künftige Generationen im Kampf für Gleichberechtigung und für die Verteidigung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer inspirieren wird. Christiane Brunner hat dank ihres unermüdlichen Engagements und ihrer unerschütterlichen Überzeugungen die Geschichte der Partei, aber auch die der modernen Schweiz, der Gewerkschaftsbewegung und des Feminismus tief geprägt.