Nationalrätin Samira Marti beauftragt mit einem Postulat den Bund zu klären, wie der Gender Overall Earnings Gap (GOEG) sowie andere wichtige Daten zu unbezahlter Arbeit und Lohndiskriminierung in Zukunft regelmässig als Zeitreihendaten erhoben oder berechnet und veröffentlicht werden können.
Die Schweiz hat eine erheblichen Nachholbedarf bei der Erfassung der verschiedenen Aspekte der geschlechterspezifischen Einkommenslücken. Politik erfordert aber eine solide Datengrundlage. Während die europäischen Staaten die gesamtgesellschaftliche, geschlechterspezifische Einkommenslücke auf EUROSTAT veröffentlichen, ist diese Zahl für die Schweiz nicht über die Zeit verfügbar. Damit tappen wir im Dunkeln, wenn es darum geht, den Fortschritt der wirtschaftlichen Gleichstellung zu messen. Auch der internationale Vergleich ist so nicht möglich. Dieser ist aber nötig, wenn wir in der Gleichstellungspolitik von fortschrittlicheren Ländern lernen möchten!
In der Schweiz werden jedes Jahr 8.7 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit geleistet, etwas zwei Drittel davon von Frauen*. Daneben verdienen Frauen* auch in bezahlter Arbeit weiterhin 20% weniger als Männer und haben geringere Renten. Über die Situation bei Selbständigerwerbenden wissen wir kaum etwas. Der Gender Overall Earning Gap (GOEG) bietet ein wissenschaftliches Mass, um die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen* und Männern detailliert auswerten zu können.
Werden die verschiedenen Ebenen der wirtschaftlichen Benachteiligung ausgewertet, dann entgehen Frauen* gemäss Schätzungen der Ökonomin Mascha Madörin jedes Jahr ungefähr 100 Mrd. Franken. Es handelt sich dabei um einen regelrechten “Makroskandal” – ungeachtet der Öffentlichkeit, der Medien oder der Politik dürften Frauen* um einen Betrag in der Höhe eines Siebtels unserer ganzen Wirtschaftsleistung gebracht werden. Die Gerechtigkeit erfordert, dass wir darüber sofort Klarheit schaffen! Diese Einkommenslücke muss genauer berechnet und ihre Zusammensetzung (Anteil Gender Pay Gap, Anteil Beschäftigungslücke) analysiert werden. Daneben brauchen wir auch dringend Daten zu Einkommenslücken bei Selbständigen und zum Gender Pension Gap – also zu den Unterschieden in den Leistungen von AHV und Pensionskassen.