Anständige Löhne statt Bevormundung

Barbara Gysi, Nationalrätin SG, Vizepräsidentin der SP Schweiz

Barbara Gysi, Nationalrätin SG, Vizepräsidentin der SP Schweiz
Mit der Mindestlohninitiative will man erstmals schweizweit eine Lohnuntergrenze festlegen. Das ist bitter nötig, denn verschiedene Branchen zahlen heute Tieflöhne, die kaum zum Leben reichen. Die Lohnstrukturerhebung 2012, die Ende April veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Lohnschere in den letzten zwei Jahren weiter aufgegangen ist und die tiefsten 10 Prozent der Löhne sogar weiter gesunken sind – um 286 Franken pro Jahr. Die höchsten 10 Prozent der Löhne sind in diesen zwei Jahren aber um 9901 Franken pro Jahr gestiegen! Diese Entwicklung ist schlecht für den Zusammenhalt in unserem Land.

Bauernpräsident Markus Ritter kritisiert die Mindestlohninitiative, weil sie keine regionalen und branchenspezifischen Unterschiede mache. Doch er hat unsere Initiative schlecht gelesen. Denn in Absatz 2 steht klipp und klar, Bund und Kantone sollten in Gesamtarbeitsverträgen orts-, berufs- und branchenübliche Mindestlöhne fördern. 

Gleichzeitig meint Markus Ritter, ein Mindestlohn von 22 Franken pro Stunde sei zu hoch. Als Beispiel nennt er seinen Betriebshelfer. Dieser käme dann auf einen Lohn, den er gar nicht bräuchte. Da er ja günstig bei ihm auf dem Hof eine Wohnung mieten könne und verpflegt werde. Für Kost und Logis wird dem Mitarbeiter jedoch rund ein Drittel des Lohns abgezogen. In seiner Rechnung lässt Markus Ritter unerwähnt, dass sein Mitarbeiter während 55 Stunden pro Woche bei Wind und Wetter harte Arbeit verrichtet und mit dieser ausserordentlich langen Wochenarbeitszeit fast gezwungen ist, auf dem abgelegenen Hof zu leben. Hier vernimmt man die Stimme eines Patrons, der zu wissen scheint, was für seinen Mitarbeiter gut ist. Das ist – gelinde gesagt – eine sehr bevormundende Haltung. Sein Mitarbeiter hat kaum Freizeit, vom Besuch eines Sprachkurses oder aktiver Integration in unsere Gesellschaft ganz zu schweigen.

Markus Ritter verlässt sich darauf, auch in Zukunft Billigarbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, statt sich für rechte Löhne in der Landwirtschaft einzusetzen. 

Mit dieser bevormundenden Haltung Angestellten gegenüber ist der Bauernpräsident bei weitem nicht alleine. Der Direktor der IHK St. Gallen, Kurt Weigelt, argumentiert, es handle sich sowieso meist um Zweitverdiener, die nicht auf so ein hohes Einkommen angewiesen seien. Meinen tut er damit die Frauen, was zeigt, dass er ein völlig veraltetes Familienbild hat. Mit solch arroganten Argumenten verdreht man die prekäre Situation der Menschen, die zu tiefsten Löhnen harte, anstrengende Arbeiten verrichten und mit ihrem Lohn kaum über die Runden kommen. Denken Sie daran, dass von den 330’000 Menschen mit Löhnen unter 4000 Franken rund 70 Prozent über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen und über 25 Jahre alt sind. Sie alle haben ein Anrecht darauf, anständig leben zu können.

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin “links”. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.