Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag hat Tradition. Bis ins 16. Jahrhundert reichen die Wurzeln des gemeinsamen, öffentlichen Einstehens vor Gott zurück. Seit 1832 beschloss die Tagsatzung, den 3. Septembersonntag als Bettag anzugehen. Er soll als Feiertag über die Grenzen von Konfessionen hinweg das gemeinsame Danken, Busse tun und Beten fördern, also Raum für eine Begegnung mit Gott bieten. Dazu soll an diesem Tag – auch gerade als friedenssichernde Antwort nach dem Sonderkrieg der Konfessionen – der Respekt gegenüber politisch und konfessionell Andersdenkenden gefördert werden. Dies ist in der heutigen Gesellschaft wichtiger denn je. Danken für den Frieden, den Wohlstand und für unsere gelebte Demokratie – für das ist der Bettag da und darum soll er ein hoher Feiertag bleiben wie eh und je.
Die hervorragende Zusammenarbeit von Gewerkschafterinnen, Christen und Sozialdemokratinnen für ein Referendum zeigt klar auf: Für die SolothurnerInnen ist der Bettag ein wichtiger, hoher Feiertag, den sie nicht herabstufen wollen. In nur vierzehn Tagen haben über 4500 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger das Referendum unterschrieben mit der Botschaft: Wir wollen weiterhin den Bettag unter besonderer Ruhe angehen und uns auf die Grundwerte der Schweiz und des Lebens besinnen. Die vielen Gespräche anlässlich der Unterschriftensammlung haben die Auffassung des Komitees bestätigt, dass der Bevölkerung die christlichen Grundwerte der Schweiz wichtig sind und sie diese auf keinen Fall abbauen will. Es bleiben genügend Möglichkeiten für Events und Grossanlässe. Wir wollen keine weitere Kommerzialisierung unserer Gesellschaft. Gerade auch Arbeitnehmenden ist der Feiertag zu gönnen. Christliche Grundwerte dürfen nicht in den Hintergrund geraten, sondern sollen unsere Gesellschaft progressiv prägen.
Der Kantonsratsentscheid, den Bettag herabzustufen, ist verfehlt und unsensibel. Das Solothurner Stimmvolk hat im Jahre 2005 das gleiche Begehren, die sog. „Lex HESO“, mit über 70 Prozent der Stimmen abgeschmettert. Der Zwängerei aus profitorientierten SVP- und FDP-Kreisen spielte die CVP-Fraktion unfreiwillig in die Hände, da sie im Parlament die Bedeutung dieser Abstimmung verkannte. Für mich ist es jetzt aber eine besondere Freude, dass die Zielgruppen meines Wahlkampfslogans „klar.gewerkschaftlich, klar.christlich und klar.sozial“ gemeinsam dem Volk eine Korrektur ermöglichen.