Der Mensch muss im Zentrum stehen – nicht das Interesse der Krankenkassen

Öffentliche Krankenkasse

Flavia Wasserfallen | Vor einigen Wochen hat uns ein Herr eine Mail geschrieben. Er ist an Krebs erkrankt und muss Medikamente einnehmen, die ihm seine Ärztin verschrieben hat. Da es sich um sehr teure Heilmittel handelt, hat er sich an seine Krankenkasse gewandt. Ihm wurde mitgeteilt, er müsse seine Medikamente in der Apotheke beziehen und vorerst selber bezahlen.
Vor einigen Wochen hat uns ein Herr eine Mail geschrieben. Er ist an Krebs erkrankt und muss Medikamente einnehmen, die ihm seine Ärztin verschrieben hat. Da es sich um sehr teure Heilmittel handelt, hat er sich an seine Krankenkasse gewandt. Ihm wurde mitgeteilt, er müsse seine Medikamente in der Apotheke beziehen und vorerst selber bezahlen. Er muss also hunderte, wenn nicht tausende von Franken aus dem eigenen Sack vorschiessen und dann hoffen, dass die Kasse ihm den Betrag vergütet. Ein würdiger Umgang mit kranken Menschen sieht anders aus.

Bei einer solchen „Praxis“ liegt es auf der Hand, dass all jene, die monatlich für hunderte oder gar tausende von Franken Medikamente benötigen, die Kasse wechseln müssen. So auch dieser Herr, der sich an uns gewandt hat. Dies ist nur eine Geschichte unter vielen und ich bin sicher, fast alle kennen auch einige aus Ihrem Umfeld. Sei es ein schlechter Service, um einen „teuren“ grundversicherten Kunden abzuschieben, seien es lästige Werbeanrufe, mühsame Kassenwechsel oder Ärger über Abzockerlöhne und Entschädigungen beim Krankenkassen-Management oder den Verwaltungsräten. 

Wenn das heutige System wenigstens die Prämien tief halten würde, diese unschönen Nebenwirkungen würden zumindest erträglicher. Aber weit gefehlt! Die Kassen können sich in der Grundversicherung schliesslich nicht über Effizienz und Qualität konkurrenzieren, da der Leistungskatalog im gesamten Land identisch ist. Konkurrenzieren können sie sich nur über ihre Versicherten. Jene Kasse, die günstige und gesunde Versicherte hat, so genannt gute Risiken, gewinnt, weil sie weniger Kosten hat. Das führt einerseits zu Geschichten wie der eingangs erwähnten und treibt ausserdem die Prämien im Vergleich zu den Gesundheitskosten überdurchschnittlich in die Höhe. Damit Kassen nämlich neue Versicherte aufnehmen können, die sie mit hohen Werbemitteln anlocken, brauchen sie genügend Rücklagen. Diese wiederum holen sie über die Prämien rein. Das erklärt, warum die Prämienentwicklung nicht der Kostenentwicklung entspricht. Wir müssen nämlich nicht nur die Kosten, sondern auch die Rücklagen der Kassen finanzieren! 

Wir haben eine Lösung, die dem Pseudo-Wettbewerb, dem Kassendschungel sowie der ungebremsten Prämienexplosion ein Ende setzt: Es ist die öffentliche Krankenkasse, über die wir am 28. September abstimmen. In Zukunft soll die Grundversicherung von einer öffentlichen Krankenkasse abgedeckt werden. Die Nähe zu den Versicherten wird durch kantonale Agenturen garantiert, Prämienrabatte für Kinder und Jugendliche sowie bei Versorgungsmodellen wie Telmed, Hausarzt oder HMO werden selbstverständlich weiterhin möglich sein. 

Gemeinsam mit 20 Organisationen und hunderten von Personen aus dem Gesundheits-, dem Konsumentenschutzbereich sowie mit den Grünen und der EVP führen wir diese Kampagne beherzt und unermüdlich, auch wenn uns Millionengelder der Krankenkassen gegenüber stehen. Wir haben die guten Argumente, wir haben engagierte Ärztinnen, Physiotherapeuten, Konsumentenschützer, Mitglieder, Sympathisantinnen die täglich Überzeugungsarbeit für eine öffentliche Krankenkasse leisten – damit endlich die Interessen der Versicherten im Vordergrund stehen und nicht diejenigen der privaten Versicherungen!

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