Die Grenzregionen müssen vor Dumpinglöhnen geschützt werden

2. August 2013

Marina Carobbio Guscetti | Vom Schweizer Schriftsteller Max Frisch stammt der bekannte Ausspruch: «Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kamen Menschen.» Was Frisch vor knapp fünfzig Jahren gesagt hat, ist heute aktueller denn je: Die Wirtschaft holt Arbeitskräfte aus der EU und es kommen Menschen, die hier wohnen und arbeiten – häufig zu Löhnen, von denen sie und ihre Familien nicht anständig leben können .

Davon ist besonders mein Heimatkanton, das Tessin, betroffen. In der Sonnenstube der Schweiz werden auch diesen Sommer wieder zahlreiche Touristinnen und Touristen die Ferien geniessen. Vielen wird leider nicht bewusst sein, zu welchen Arbeitsbedingungen und tiefen Löhnen zahlreiche Angestellte dort arbeiten. Dass ein Arbeiternehmender im Tessin 2900 Franken brutto pro Monat  erhält, ist heute traurige Realität.

Dies ist möglich, weil zahlreiche Unternehmer den europäischen Arbeitsmarkt zur Profitsteigerung nutzen. Sie spielen günstige italienische Arbeitskräfte gegen einheimische aus und drücken so die Löhne in unserem Land .

Als auf Druck der Schweizer Wirtschaft die Personenfreizügigkeit eingeführt wurde, haben Linke und Gewerkschaften nur unter der Bedingung zugestimmt, dass mit sogenannten flankierenden Massnahmen Dumpinglöhne verhindert werden. Leider haben die Wirtschaftsführer und die Bürgerlichen wirksame flankierende Massnahmen jahrelang verwässert und verhindert . Stattdessen haben sie die betroffenen Regionen – allen voran die Grenzregionen Tessin, Genf und Jurabogen – sich selbst überlassen.

Betriebe im Tessin ersetzen zum Beispiel immer mehr ortsansässige Angestellte durch günstigere Grenzgängerinnen und Grenzgänger und setzen damit die Löhne massiv unter Druck. Inzwischen kommen aufgrund der schweren Krise in den Mittelmeerländern auch zahlreiche Arbeitskräfte mit hohem Qualifikationsniveau, die bereit sind, in der Schweiz praktisch zu jeder Bedingung jede Arbeit anzunehmen. Vermehrt stellen viele Firmenbesitzer sogar lieber volljährige Lehrlinge aus Italien  anstatt ortsansässige an, weil sie gefährliche, für Minderjährige verbotene Arbeiten ausführen können, den Führerausweis besitzen oder bereits berufliche Erfahrung haben. Diese Entwicklung wird durch die Wirtschaftskrise verstärkt und stellt die Menschen, insbesondere auch die Lehrlinge, vor untragbare soziale und wirtschaftliche Probleme.

Dabei gibt es Massnahmen, die eine Personenfreizügigkeit im Interesse der Menschen ermöglichen:

  • Branchen, in denen vermehrt Lohnunterbietungen und überdurchschnittliche Zuwanderung auftreten, können heute zu Fokus-Branchen erklärt werden, in denen besondere Massnahmen ergriffen werden können. Ein gleiches Instrument braucht es für die betroffenen Regionen. Wir müssen analog zu Fokus-Branchen auch Fokus-Regionen definieren , in denen eine erleichterte Allgemein-Verbindlich-Erklärung von Gesamtarbeitsverträgen, kantonale Normalarbeitsverträge und eine Erhöhung der Kontrolldichte möglich ist.
  • Zusätzlich sollen die Unternehmer in die Pflicht genommen werden und pro im Ausland angeworbener Arbeitskraft eine Abgabe in einen Fonds einbezahlen. Daraus werden flankierende Massnahmen wie eine Erhöhung der Kontrolldichte oder Massnahmen zur Arbeitsmarktintegration für stellensuchende Arbeitskräfte finanziert.

Über die wirkungsvollste Massnahme gegen Lohndumping kann das Stimmvolk jedoch im kommenden Jahr abstimmen: Dann kommt die Mindestlohn-Initiative der Gewerkschaften zur Abstimmung, die für alle einen Lohn von mindestens 4000 Franken verlangt – und damit einen Lohn, der zum Leben reicht. Sowohl für die Menschen, welche die Wirtschaft in die Schweiz ruft, als auch für die, die bereits hier leben.  Damit schützen wir die Schweizer Löhne und Arbeitsbedingungen – damit alle profitieren, und nicht nur ein paar wenige!
 

Quelle: Politblog Newsnetz (29.7.2013)

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.