Er erklärte wörtlich: «Wenn die Migros bei mir ein Inserat macht, dann muss sie sich nicht blöde herunter machen lassen.» Weiter sagte er zu den Banken, sie seien selber schuld, wenn sie Zeitungen, die gegen die Banken schreiben, noch mit Inseraten unterstützen würden. Was wie ein verbaler Ausrutscher tönt, wurde durch Hanspeter Lebrument, Präsident des Verlegerverbandes in der «NZZ am Sonntag» noch bekräftigt. Früher sei es einfacher gewesen, eine saubere Trennung zwischen Werbemarkt und redaktionellem Teil zu machen. Heute erlaube es die finanzielle Lage nicht mehr, die redaktionelle Unabhängigkeit über alles zu stellen.
Die Wachhunde der Demokratie sind am Sterben
Die Presse und mit ihr der professionelle Journalismus sind am Tiefpunkt angekommen. Mildernde Umstände können keine geltend gemacht werden. Müssen wir uns damit abfinden, dass die Wachhunde der Demokratie am Sterben sind? Ich finde, das darf nicht sein. Vielmehr müssen wir die nötigen Schritte unternehmen, um den professionellen, unabhängigen Journalismus aus dem immer enger werdenden Korsett profitgetriebener Medienkonzerne zu befreien.
Die Schweiz braucht eine direkte Medienförderung
Was die Schweiz mittelfristig braucht, ist eine direkte und gattungsübergreifende Journalismusförderung, die gezielt die Bedingungen für eine vielfältige und demokratiegerechte Medienlandschaft schafft. Ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Etablierung einer direkten Onlinemedienförderung, wie es die Parlamentarische Initiative von Edith Graf-Litscher fordert.
Fakt ist: Werbegelder fliessen immer weniger in klassische Massenmedien, Journalismus und Werbung lösen sich zunehmend voneinander ab. Weder die MediennutzerInnen noch die AktionärInnen der übrig gebliebenen Medienunternehmen scheinen bereit zu sein, die finanzielle Lücke zugunsten des Journalismus zu füllen. Deshalb bleiben uns nur zwei Möglichkeiten: Die Wachhunde der Demokratie sterben zu lassen – oder sie zu retten.