Die Schweiz will nicht Berlusconi-Land sein

Mit 72 zu 28 Prozent ist das «Nein» zu No Billag überraschend deutlich ausgefallen. Wir dürfen stolz sein. Nicht nur über das Resultat, sondern auch, wie es zu Stande gekommen ist. Ein halbes Jahr lang hat die Schweiz über ihre Medien und ihre Funktion diskutiert. Resultiert hat ein klares Bekenntnis zur Vierten Gewalt. Überrascht hat am Abstimmungssonntag aber auch die SRG. Sie skizzierte den Weg der Zukunft und nahm den SRG-Gegnern so den Wind aus den Segeln.

Ich war bereit am letzten Sonntag, auch bei einem klaren «Nein» zu No-Billag, die SRG zu kritisieren. Denn seit der Abstimmung über das neue Radio- und Fernsehgesetz am 14. Juni 2015 hat sie ziemlich viel falsch gemacht. Statt eine Strategie zu präsentieren, wie sie in Zukunft die Leute erreichen will, protzte sie mit einer neuen Werbeallianz namens «Admeira». Zusammen mit der Swisscom und Ringier wollte die SRG ihre Werbung effizienter gestalten. «Targeted Advertising» heisst das Zauberwort. Der Walliser sieht vor der Tagesschau nicht mehr dieselbe Werbung wie der Zürcher. «Admeira» wurde einzig zur Gewinnoptimierung ins Leben gerufen. Sie hat die Schweizer Medienlandschaft in einen Grabenkampf geführt, der bis heute andauert.

Seit dem Abstimmungssonntag ist nun klar. Die SRG wird, auch wenn sie dürfte, nicht «Targeted Advertising» betreiben. Das verkündete der neue SRG-Direktor, Gilles Marchand, direkt nach Bekanntwerden des Abstimmungsresultates. Marchand gab zudem weitere Fixpunkte zum Veränderungsprozess und zur SRG-Strategie der nächsten fünf Jahre bekannt. Die SRG verzichtet nicht nur auf «Targeted Advertising» sondern neu auch auf Unterbrecherwerbung bei Spielfilmen und auf Onlinewerbung. Die SRG will ihr digitales Angebot ausbauen, vor allem auch, um die Jungen besser zu erreichen. Unter «digitalem Angebot» versteht der Direktor eine Plattform mit Audio- und Videobeiträge. Online-Texte ohne Bezug zu einem Beitrag soll es nicht mehr geben. Die SRG will zudem noch enger mit den privaten Radio- und Fernsehstationen zusammen arbeiten. Diese dürfen in Zukunft auch das SRG-Archiv benutzen.

Als wichtigster Punkt dieser neuen Strategie erachte ich den Fokus auf die Information. 50 Prozent der Gebühreneinnahmen sollen künftig in die Information fliessen. Dies alles und weitere Effizienzsteigerungsmassnahmen in den Bereichen Infrastruktur, Verwaltung, Produktion und Distribution sollen zu Ersparnissen von rund 100 Millionen Franken führen. Das ist ein erster Schritt. Ich begrüsse ihn. Weitere werden folgen. Wenn das Geld einmal eingespart ist, kann dann die Politik immer noch diskutieren, ob man die Gebühren senken will, eine einkommensabhängige Gebühr ins Auge fasst oder weniger Werbung ausstrahlt. Bis dann, so bin ich der Meinung, soll die SRG nach den nun von ihr skizzierten Plänen weiter arbeiten. Die Richtung stimmt.

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