Dort investieren, wo die wirklichen Verkehrsprobleme liegen

Gotthard-Referendum

Vor zehn Jahren sagte die Stimmbevölkerung deutlich Nein zu einer zweiten Gotthardröhre. Heute liegt die Vorlage in etwas anderer Verpackung wieder auf dem Tisch: Getarnt als so genannte «Sanierungsvorlage», angeblich ohne Kapazitätserhöhung, versuchen die Befürworter der Bevölkerung ein zusätzliches Strassenloch am Gotthard schmackhaft zu machen.

Allen Beteuerungen zum Trotz ist klar, dass der Bau der zweiten Röhre die bauliche Voraussetzung für die Verdoppelung der Strassenkapazität ist. Keine noch so groteske Gesetzeskonstruktion zur künstlichen Kapazitätsbeschränkung garantiert auf alle Ewigkeit, dass nicht doch dereinst vierspurig durch den Gotthard gefahren wird. Denn eine gebaute Strasse ist eher früher als später eine befahrene Strasse. Mit der zweiten Röhre wird es nicht nur am Gotthard, sondern auf der ganzen Strecke zwischen Basel und Chiasso mehr Verkehr geben. Und der Druck wird enorm sein, in Stauzeiten alle Spuren zu öffnen. Wer etwas anderes behauptet, streut den Leuten Sand in die Augen.

Unbestritten ist, dass der Gotthardstrassentunnel saniert werden muss. Diese Sanierung gilt es als Chance zu nutzen, um der Verlagerungspolitik mit einem Bahnverlad für Lastwagen und Autos neuen Schwung zu geben. Dafür liegen verschiedene Varianten auf dem Tisch, die nicht nur mit Blick auf Verlagerungsziel und Alpenschutz mehr Sinn machen, sondern unter dem Strich erst noch rund 3 Milliarden Schweizer Franken günstiger kommen als der teure Bau einer zweiten Röhre.

Damit sind wir bei den Finanzen: Das Geld, welches am Gotthard verlocht wird, fehlt danach anderswo. Dort nämlich, wo die Leute bereits heute Tag für Tag den enormen Verkehrsdruck hautnah spüren, sei es auf der Strasse im Stau oder in den Spitzenzeiten im Gedränge des öffentlichen Verkehrs. Das ist in den Agglomerationen und in den Städten, und nicht am Gotthard, wo pro Tag durchschnittlich 17‘000 Autos verkehren – ein Verkehrsaufkommen, das weit unter den täglich über 100‘000 Fahrzeugen liegt, welche Strassen in den Agglomerationen teils zu bewältigen haben. Jeder Franken kann nur einmal ausgegeben werden. Das ist bei der Strassenkasse nicht anders als bei anderen Geldtöpfen. Investieren wir also dort, wo real existierende Probleme gelöst statt neue Probleme geschaffen werden.

Wir stehen bereit zum Sammeln der 50‘000 Unterschriften für das Referendum gegen den Bau einer zweiten Strassenröhre am Gotthard. So ermöglichen wir der Bevölkerung, ein drittes Mal den Bau einer unsinnigen zweiten Strassenröhre wuchtig zu verwerfen. Wir sehen uns also in der Kampagne wieder, und ich freue mich auf eine engagierte Diskussion.

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