«Hate Crimes» sind kein angenehmes Thema, aber gerade deshalb müssen wir darüber reden: in den vergangenen fünf Jahren wurde ein Drittel aller LGBT+ (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transmenschen) in der Schweiz aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität angegriffen oder mit Gewalt bedroht. Nur durch Umfragen lassen sich solche Zahlen erfahren. Oft schämen sich die Betroffenen, melden die Tat nicht oder denken sogar, sie seien selber schuld. Das muss sich ändern: Das Thema gehört auf den Tisch. Es stört mich, dass es bis heute keine Statistik gibt, die solche Gewalttaten erfasst.
Denn im Gegensatz zu Schweden oder Grossbritannien erfasst die Schweiz homo- und transphobe Gewalt offiziell bislang nicht. Polizeistellen erfassen Gewaltakte zwar beispielsweise aufgrund der Hautfarbe – ob jemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Opfer von Gewalt wurde, wird in den Statistiken aber nicht erfasst.
Ich bin nicht naiv: Nur weil Übergriffe in einer Statistik erscheinen, verschwinden sie nicht automatisch. Doch es ist ein erster Schritt. Wir brauchen ein Wissen darüber, wie häufig solche Übergriffe tatsächlich vorfallen. Die Bevölkerung und die Politik müssen gegenüber solchen Übergriffen sensibilisiert werden. Mit der neu gegründeten Meldestelle für homo- und transphobe Gewalt «LGBT+ Helpline Schweiz» soll das geschehen.
Die «LGBT+ Helpline Schweiz» erfasst alle Verbrechen und Diskriminierungen an LGBT in der Schweiz und ist für die Opfer eine erste Anlaufstelle und kann bei Bedarf auch Gespräche mit Fachpersonen vermitteln. Durch eine 24-Stunden-Hotline oder eines standardisierten Online-Fragebogens können Gewalt- und Hassverbrechen an LGBT gemeldet werden. Die «LGBT+ Helpline Schweiz» verfasst jährlich einen Report zur aktuellen Gewaltsituation an LGBT zuhanden der OSZE.
Dieses sehr unterstützenswerte Projekt ist übrigens auf Initiative von Pink Cross, dem Schweizer Dachverband der Schwulen, in Zusammenarbeit mit Queeramnesty, Transgender Network Switzerland, Pink Cop, der Lesbenorganisation Schweiz und der Jugendberatungsplattform Du-bist-Du entstanden. Die Beraterinnen und Berater arbeiten ehrenamtlich und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Wenn Du Dich auch daran beteiligen willst, dann kannst Du das gerne hier machen!