Interview von Silvana Schreier mit der jungen Basler SP Grossratspräsidentin Salome Hofer. Erschienen in der BZ vom 16. Januar 2020.
Salome Hofer, waren Sie nervös vor der Wahl?
Salome Hofer: Ja, am Dienstagabend hat es angefangen. Da fing ich an, mich zu fragen, was auf mich zukommt. Kalte Füsse bekam ich aber nicht.
Sie sind bei allen Parteien beliebt. Ihre gemässigte, überlegte und ruhige Art kommt an. Das zeigt das Wahlergebnis mit 92 von 95 Stimmen.
Ich habe nie mit einem so guten Resultat gerechnet – ich freue mich sehr darüber. Ich bin einfach so, ich könnte gar nicht anders sein.
Was konnten Sie von Ihrem Vorgänger Heiner Vischer lernen?
Er verstand es, einen guten Mix zwischen bestimmtem Auftreten und einer humoristischen Note rüberzubringen. Alle im Grossratssaal merkten: Ihm war das Amt sehr wichtig. Er wollte, dass wir einen gut organisierten Ratsbetrieb haben. Das hat mich beeindruckt und ich will das sicher so weiterführen.
Heiner Vischer hatte oft mit einer Flut an Vorstössen zu kämpfen. Wie werden Sie damit umgehen?
Ich sehe das locker. Das ist das Recht der Parlamentarier. Insbesondere in Wahljahren wird es ausgeprägt wahrgenommen. Und das ist gut so. Ich befürworte es, dass sich die Grossräte Gedanken machen, Fragen formulieren, Ideen haben. Wenn dies eine grosse Menge an Vorstössen auslöst, dann ist das halt so.
Sie übernehmen das Amt in einer turbulenten Zeit. Es ist Wahljahr, drei SP-Regierungsräte treten zurück. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Ich bin parteipolitisch jetzt total aussen vor – das ist auch richtig so. Die Wahlen an sich werden mich darum weniger stark beschäftigen. Aber in den Monaten bis im Herbst wird man hier drinnen sicher spüren, dass die Wahlen bevorstehen und die Nervosität steigt. Meine Aufgabe liegt darin, sicherzustellen, dass organisatorisch alles einwandfrei läuft. Damit wir den Ratsbetrieb auch in nervösen Zeiten im Griff haben.
Als Grossratspräsidentin werden Sie oft im Mittelpunkt stehen – sei es an Veranstaltungen oder im Rat selbst. Ist Ihnen das recht?
Der Vorteil ist, dass ich eigentlich keine Mühe habe, vor Leuten zu reden. Ich sage mir immer: Wenn ich einen Fehler mache, mich etwa verspreche, dann ist es am besten, wenn ich über mich selbst lachen kann. Ich finde dies eine grossartige Eigenschaft. Und ich hoffe, dass ich in solchen Situationen die richtigen und auch humorvolle Worte finden werde.
Was bedeutet das Amt der höchsten Baslerin für Ihr Leben neben der Politik?
Ich werde schauen müssen, eine gute Balance zu finden. Sie können meine Familie oder meinen Partner fragen, ich hatte schon vor diesem Amt immer genügend los. Ich werde nun noch stärker Prioritäten setzen müssen, damit nichts zu kurz kommt. Aber klar, es wird sicher ein intensives Jahr.
Was haben Sie sich für Ihr Amtsjahr vorgenommen?
Ich möchte den Rat für die Bevölkerung öffnen. Wenn ich in meinem Umfeld erzähle, dass ich Politik mache und dies mein Hobby ist, wissen viele nicht, dass sie jederzeit auf die Tribüne kommen und zuhören können. Davon sollten unbedingt mehr Basler Gebrauch machen. Joël Thüring (SVP-Grossrat, Anm. der Red.) hatte sich für sein Amtsjahr damals vorgenommen, mehr Schulklassen in den Rat zu holen. Ich gehe nun einen Schritt weiter und wünsche mir, dass die Bevölkerung vermehrt kommt und uns Feedbacks gibt.
Mit dem Amt als Grossratspräsidentin haben Sie den Höhepunkt ihrer bisherigen politischen Karriere erreicht. Regierungsrätin wollen Sie nicht werden. Wird dieses Amt das höchste sein, dass Sie je besetzen?
Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Da wäre es vermessen von mir, zu sagen: Bis ich 95 Jahre alt bin, mache ich nichts mehr anderes. Aber es stimmt: Im Moment gibt es für mich keine andere Option. Ich habe einen tollen Job, bin unglaublich gerne Grossrätin und als Lokalpolitikerin in der Legislative. Das reicht mir, für jetzt.