Die SP Schweiz verliert eine ihrer einflussreichsten Wirtschaftspolitikerinnen im Parlament, die nie davor zurückschreckte, sich als Juristin und Ökonomin mit ihrem grossen Sachverstand auch in sehr komplexe Materien einzuarbeiten. Sie setzte sich unermüdlich für einen sauberen Finanzplatz ein, prägte wesentlich den Automatischen Informationsaustausch und setze damit ihren Kampf gegen das Bankgeheimnis erfolgreich fort.
Bei der Aktienrechtsreform engagierte sie sich für eine Umsetzung der Anliegen der Konzernverantwortungsinitiative und für eine angemessene Vertretung von Frauen in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten. An vorderster Front kämpfte sie für den Schutz der Konsumentinnen im Vertragsversicherungsgesetz. Sie stritt gegen die Aufgabe der Euro-Untergrenze für den Schweizer Franken durch die Nationalbank und damit für eine Geldpolitik im Interesse der breiten Bevölkerung. Nach dem Untergang der Swissair setzte sie sich mit grossem Engagement für die Schaffung der Swiss ein. Auch in der Sozialpolitik erhob sie ihre Stimme, indem sie sich etwa für ehemalige Verdingkinder und andere Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen stark machte.
Susanne Leutenegger Oberholzer trat 1999 für die SP in den Nationalrat ein und wurde stets glanzvoll wiedergewählt. Bereits zwischen 1987 und 1991 hatte sie die POCH in der grossen Kammer vertreten. Ausserdem war die lizenzierte Volkswirtschaftlerin als Ökonomin und Wirtschaftsjournalistin tätig. Nach ihrem Zweitstudium der Rechtswissenschaften mit anschliessendem Anwaltspatent arbeitete sie als Zentralsekretärin der Gewerkschaft Bau und Industrie sowie im Kanton Baselland als Richterin im Nebenamt.
Die SP Schweiz bedauert den Rücktritt Susanne Leutenegger Oberholzers von der nationalen Politbühne sehr, versteht aber ihr Bedürfnis nach Neuorientierung – im Alter von 70 Jahren und einer dermassen intensiven Tätigkeit – voll und ganz. Sie bedankt sich für die stets gute Zusammenarbeit und wünscht ihr für die Zeit nach der nationalen Politik alles Gute und weiterhin viel Erfolg.