Elfie Schöpf, verkannte Kämpferin für Frauenrechte

Elfie Schöpf setzte sich zeitlebens für die Frauenrechte ein, sei es auf dem Zentralsekretariat der SP Schweiz, beim Hilfswerk Swissaid oder für den ersten Frauenstreik, den sie als Organisatorin mitprägte. Anfang Dezember 2023 ist sie in aller Stille gestorben (1937-2023). Ruedi Strahm, ehemaliger Preisüberwacher, Zentralsekretär der SP sowie Nationalrat erinnert in diesem Nachruf an sie.

Am 2. Dezember 2023 ist die ehemalige SP-Frauensekretärin Elfie Schöpf im Alter von 86 Jahren in aller Stille von uns gegangen. Elfie war nicht Politikerin, vielleicht ist ihr Lebenswerk und ihr Kampf für die Frauenrechte deshalb in Vergessenheit geraten.

Elfie Schöpf ist in Basel in einer katholischen Arbeiterfamilie aufgewachsen, Lehrerin durfte sie nicht studieren. Stattdessen besuchte sie die katholische Töchterschule in Freiburg, mit 21 Jahren folgte die streng katholische Heirat, bald zwei Kinder und 17 Jahre später die Scheidung. Es sei «schief gelaufen, im Geschäft des Ehemannes und zwischen uns», sagte sie.

Ihren ersten Artikel konnte sie im «Nebelspalter», damals noch ein bürgerlich-satirisches Blatt, unter dem Titel «Hausfrauendasein» publizieren, später viele Beiträge in der Arbeiterzeitung «Basler AZ», bei der Helmut Hubacher als Chefredaktor wirkte. Weitherum bekannt wurde sie mit der Broschüre «Schwanger? – Ratlos» – halb Ratgeber, halb Kampfschrift.

1976 holte Helmut Hubacher, mittlerweile Präsident der SP Schweiz, Elfie Schöpf als Zentralsekretärin für die SP-Frauenkommission und für Sozialpolitik in die Berner SP-Zentrale. Hier entfaltete Elfie ihre grosse Aktivität für Frauenforderungen, Fristenlösung und Gleichstellung. Sie organisierte, referierte, inspirierte, schrieb im «Roten Heftli» der SP-Frauen. Man würde dies heute als Organisationsentwicklung bezeichnen. Die SP-Frauen waren gespalten zwischen den traditionellen Frauen, die für sozialpolitische Anliegen und das Frauenstimmrecht gekämpft hatten, und den «neuen» akademisch geprägten Bewegungsfrauen, die – wie Elfie später sagte – oft «die Frauenfrage ausgenutzt haben, um ihre eigene Karriere zu fördern».

1982 verliess Elfie Schöpf das SP-Zentralsekretariat, um beim Hilfswerk Swissaid bis 1990 als Informationsbeauftragte zu wirken. Auch dort stellte sie die Frauen als wichtigste Entwicklungsträgerinnen in den Vordergrund.

1990 kam sie dann im Alter von 53 Jahren zum «Job ihres Lebens»: Ruth Dreifuss, die damals als Zentralsekretärin beim SGB arbeitete, beauftragte sie mit der Koordination des für 1991 geplanten Frauenstreiks.

Der erste Frauenstreik in der Geschichte der Schweiz war für den 14. Juni 1991 geplant – zwanzig Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts und zehn Jahre nach Annahme des Gleichstellungsartikels in der Bundesverfassung. Für diese historische Aktion mobilisierte, motivierte, organisierte Elfie Schöpf Tag und Nacht. Sie entpuppte sich als wahre Kampagnenfrau: spontan, anfeuernd, ideenreich und im Büro immer ein bisschen chaotisch.

Dieser Frauenstreik wurde für sie zum grössten Engagement. Elfie Schöpf galt forthin als «Madame Frauenstreik», zumal sie später ein Buch zum Frauenstreik herausgab. Am grossen Frauenstreik von 2019 durfte sie als Veteranin teilnehmen.

Später, in den 1990er Jahren, wirkte Elfie Schöpf als Zentralsekretärin des Schweizerischen Mieterverbands mit Sekretariat in Zürich. Nach ihrer Pensionierung engagierte sie sich in der Flüchtlingsbetreuung und fand im Buddhismus ihre späte Verankerung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im buddhistischen Gräberfeld des Bremgartenfriedhofs in Bern.

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