Erklärung von Biel/Bienne

An der Tagung vom 26. Juni 2015 wollen wir die „Erklärung von Biel/Bienne“ präsentieren, diskutieren und verabschieden. Der untenstehende Text ist ein erster Vorschlag von Seiten der Organisator_innen. Als angemeldete/r Teilnehmer/in haben Sie nun bis zum 14. Juni die Möglichkeit, uns Kommentare, Kritik, und Ideen zum Text zukommen zu lassen. Bitte nutzen Sie dazu das entsprechende Kommentarfeld. Die Rückmeldungen werden gesammelt und in die Version eingearbeitet, die an der Tagung präsentiert wird. Wir freuen uns auf Ihre Feedbacks!

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Wirtschaft mit Zukunft – Erklärung von Biel/Bienne

  1. Die Wirtschaft mit Zukunft ist eine solidarische, demokratische und ökologische Wirtschaftsweise. Es gab sie schon immer, sie muss aber neu belebt und ausgeweitet werden.
    Soziales Unternehmertum, sozial-solidarische Unternehmen (Social economy, Social enterprises, économie sociale et solidaire) und generell das Bestreben, wirtschaftliche Tätigkeit nachhaltig und partizipativ zu organisieren und nicht der Profitmaximierung unterzuordnen, sind nichts Neues. Es hat diese Akteure und zivilgesellschaftlichen Initiativen immer gegeben und es wird sie auch in einer globalisierten Wirtschaftswelt immer geben. Die Wirtschaft mit Zukunft setzt auf Vielfalt, ihre Akteure haben die Rechtsform einer Genossenschaft, von Stiftungen oder Kapitalgesellschaften. Das soziale Unternehmertum wird gemeinhin zwischen dem alleine gewinnmaximierenden privaten Sektor und dem öffentlichen Sektor angesiedelt. Die Werte, Ziele und Verfahren des „dritten Sektors“ weisen aber über ihn hinaus. Solidarisch, demokratisch und ökologisch zu wirtschaften ist ein Imperativ unserer Zeit – sektorenübergreifend. Dieses Unternehmensverständnis muss neu belebt und ausgeweitet werden.
     
  2. Die konzeptionelle Identität der Akteure einer Wirtschaft mit Zukunft muss in allen Rechtsformen gestärkt werden.
    In welcher Rechtsform eine zukunftsfähige Wirtschaft betrieben wird, ist ebenso irrelevant wie die Herkunft ihrer GründerInnen und TrägerInnen. Was zählt, ist die gemeinsame konzeptionelle Identität. Sie umfasst drei Kernelemente: (1) Der Geschäftstätigkeit liegen gemeinwohlorientierte und nachhaltige Ziele zugrunde. (2) Die Unternehmen funktionieren transparent, leben Diversität und setzen auf eine demokratisch-partizipative Governance, d.h. Mitarbeitende (und andere Stakeholder) bestimmen mit und sind am finanziellen Unternehmenserfolg beteiligt. (3) Die Unternehmen wollen selbsttragend und langfristig wirtschaften, Gewinne werden grösstenteils reinvestiert.
     
  3. Die Wirtschaft mit Zukunft zielt auf die sozial-ökologische Transformation der GesellschaftWachsende Ungleichheiten, die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Wohlstand zumindest im reichen Norden, Leistungsdruck und Entfremdung, Arbeitslosigkeit, das Aushebeln der Demokratie, Klimawandel oder die Ausbeutung der endlichen Ressourcen unseres Planeten: Die heute vorherrschende Wirtschaftsweise, die sich primär in den Dienst der Kapitalverwertung stellt, zerstört unsere Gesellschaft und die Natur. Sie ist zur Gefahr für unsere Zukunft geworden. Die Wirtschaft mit Zukunft ist deshalb nicht allein ein betriebswirtschaftliches Konzept. Ein einzelnes Unternehmen kann und muss nicht die Welt retten. Zukunftsfähige Unternehmensverständnisse müssen aber einen Beitrag leisten zur sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaften – lokal bis global.
     
  4. Wirtschaften mit und für die Menschen, statt nur für das Kapital
    Auch die Wirtschaft mit Zukunft kommt nicht ohne Kapital aus. Die solidarische, demokratische und ökologische Wirtschaftsweise muss durch Kapitalgebende ermöglicht und ausgebaut werden. Dazu braucht es ein gemeinwohlorientiertes Bankverständnis, eine Startup-Willigkeit von Social Entrepreneurs, eine genossenschaftliche Zusammenführung von investitionswilligen Menschen sowie gezielte öffentliche Finanzierungen. Allen diesen Initiativen gemeinsam ist, dass sich die Unternehmensidee und das finanzielle Engagement nicht in erster Linie an der Kapitalrendite orientieren, sondern am sozialen und gesellschaftlichen Nutzen. Die Wirtschaft mit Zukunft misst sich an ihrem Mehrwert für die Gesellschaft und die Menschen, nicht am Mehrwert für das Kapital.
     
  5. Mehr Öffentliche Anerkennung für die Wirtschaft mit Zukunft
    Die Politik schafft öffentliche Anerkennung, öffentliche Anerkennung stärkt die Sichtbarkeit und ermöglicht gezielte Unterstützung. In der Schweiz kann und muss mehr getan werden für eine solidarische, demokratische und ökologische Wirtschaft, für Unternehmen und zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich einer zukunftsfähigen Wirtschaftsweise verschrieben haben. Die EU-Initiative für soziales Unternehmertum kann dabei wie das 2014 in Frankreich verabschiedete Gesetz zur Sozialen und Solidarischen Ökonomie als Inspiration und Vorbild dienen. Vereinigungen und Verbände, wie sie z.B. in der Romandie mit den Chambres de l’économie sociale et solidaire existieren, sollen zu Leuchttürmen einer Wirtschaft mit Zukunft gemacht werden, die im Zusammenspiel mit den Unternehmen und dem Staat beraten, vernetzen, bilden, forschen und allenfalls auch finanzieren. Ein zweiter Ansatzpunkt besteht darin, private Zertifizierungsbemühungen für nachhaltige und sozial-solidarische Unternehmen (z.B. Gemeinwohl-Ökonomie oder BCorporations) wie damals bei der Lancierung von FairTrade-Labels zu stärken. Dies soll auf kantonaler und auf Bundesebene erfolgen.

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In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

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