Es braucht endlich Transparenz im Politik-Betrieb

Das Vertrauen in die Demokratie ist unbezahlbar. Erst recht in einem Land mit so vielen Abstimmungen und Wahlen wie in der Schweiz. Sprich: Um ihre Aufgabe wahrnehmen zu können, müssen die Bürgerinnen und Bürger ein Recht darauf haben, zu erfahren, welche möglichen finanziellen Abhängigkeiten bei Parteien, Komitees oder Parlamentsmitgliedern bestehen respektive wer zum Beispiel als Lobbyist Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung nehmen will.

Am ersten Tag der Herbstsession hat der Ständerat einem Gesetzesentwurf für transparenteres Lobbying überraschend deutlich zugestimmt. Der Entwurf basiert auf einer parlamentarischen Initiative des SP-Ständerates Didier Berberat. Diese fordert, dass Lobbyistinnen und Lobbyisten für den Zutritt ins Bundeshaus sich akkreditieren und ihre Mandate offenlegen müssen.

Ansonsten hatten Transparenz-Vorstösse bislang meist einen äusserst schweren Stand im Parlament. Im Nationalrat wurden in dieser Legislatur gar alle Transparenzvorstösse abgelehnt – darunter auch besagter Gesetzesentwurf für ein etwas transparenteres Lobbying. Die Nationalratsmehrheit wollte nicht mal darauf eintreten.  

Nationalrat verweigert sich jeder Transparenz

Von dieser knappen rechtsbürgerlichen FDP-/SVP-Mehrheit kann übrigens auch ich ein Liedchen singen. Immer wieder habe ich versucht, mit Vorstössen auch nur ein klein bisschen Transparenz zu erreichen.

Doch egal ob Transparenz bei Lobby-Reisen oder bei politischen Spenden, immer stellte sich der Nationalrat quer. Angesichts des abnehmenden Vertrauens in die Demokratie, wie wir es in vielen Ländern um uns derzeit gerade erleben können, ist diese Haltung unverständlich.

Und vergessen wir eines nicht: Bei der Transparenz geht es nicht darum, irgendetwas zu verbieten oder zu bestrafen. Und Transparenz hat schon gar nichts mit Neid oder Voyeurismus zu tun. Sie führt einzig dazu, dass Bürgerinnen und Bürger sich überhaupt respektive ein besseres Bild der politischen Verhältnisse machen können.

Abhängigkeit besteht

Damit steht die Frage im Raum: Gibt es denn überhaupt Versuche, Einfluss auf das Parlament auszuüben? Dieser Frage ist mein SP-Nationalratskollege Cédric Wermuth nachgegangen und hat eine unabhängige Studie in Auftrag gegeben. Diese zeigt: Mit lukrativen Mandaten bei Banken, Versicherungen und Krankenkassen nehmen bürgerliche Parlamentsmitglieder jedes Jahr über 6 Millionen Franken ein und sitzen somit als Lobbyisten im Parlament.

Die Bevölkerung hat ein Recht zu erfahren, welche finanziellen Abhängigkeiten bestehen. Deshalb sollte es dazu einen Automatismus geben (also eine Pflicht, Einnahmen aus Mandaten transparent auszuweisen – ein ebenso gescheiterter Vorstoss von mir), da es nicht die Aufgabe von privaten Studien sein soll, hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Übrigens zeigt die genannte Studie auch: es sind vor allem Männer, die aus Mandaten viel Geld kassieren. Männliche Parlamentsmitglieder erhalten von der Finanz- und Versicherungsbranche elfmal mehr als die weiblichen Ratsmitglieder (Männer: 92 Prozent, Frauen: 8 Prozent). Doch das wäre wiederum ein anderes Thema.

Druck mit nationaler Volksinitiative

Dass sich die Bürgerinnen und Bürger für mögliche Abhängigkeiten im Politbetrieb interessieren respektive mehr Transparenz in der Politikfinanzierung wünschen, zeigen alle Umfragen und Studien der letzten Jahre. Intransparenz ist nicht mehrheitsfähig.

Auch jüngst angenommene Volksinitiativen in den Kantonen (zum Beispiel in Freiburg und Schwyz) zeigen, dass mehr Transparenz in breiten Kreisen ein Bedürfnis ist. Deshalb habe ich gemeinsam mit anderen Parteien und Organisationen 2016 die Transparenz-Initiative lanciert.

Sie fordert, dass Spenden an Parteien und Komitees über 10’000 Franken offengelegt werden müssen. So grossen und noch grössere Beträgen ist durchaus von einer möglichen Abhängigkeit auszugehen. Dank unserer Initiative wird somit das Volk bald zum ersten Mal die Chance haben, sich für mehr Transparenz in der Politik auszusprechen.  

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Nadine Masshardt

Nadine Masshardt

Nationalrätin BE, Vizepräsidentin der Fraktion

Nadine Masshardt

Nadine Masshardt

Nationalrätin BE, Vizepräsidentin der Fraktion

Nadine Masshardt

Nadine Masshardt

Nationalrätin BE, Vizepräsidentin der Fraktion

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin “links”. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.