Es läuft etwas falsch in der bürgerlichen Schweiz

Das Bilanz-Rating der 300 Reichsten legt auf eklatante Art offen, wie stark sich die Schere zwischen den Superreichen und der Bevölkerung öffnet. Diese feudalistische Fehlentwicklung ist die Folge der verfehlten bürgerlichen Wirtschafts- und Steuerpolitik. Die Schweiz braucht einen Kurswechsel, wenn der soziale Zusammenhalt bewahrt werden soll. Die 99-Prozent-Initiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» ist die Gelegenheit dazu.

Das Bild der 300 Reichsten der Schweiz, das die «Bilanz» heute publiziert hat, ist ebenso schockierend wie erhellend. Es zeigt klar und deutlich, was in der bürgerlichen Schweiz falsch läuft:

  • Es läuft etwas falsch, wenn die 300 Reichsten in einem Jahr um 60 Milliarden Franken (!) reicher werden, während angeblich kein Geld für höhere AHV- oder IV-Renten oder für Prämienverbilligungen vorhanden ist.
  • Es läuft etwas falsch, wenn das Durchschnittsvermögen der Reichsten seit 1989 dreimal stärker gewachsen ist als das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz.
  • Es läuft etwas falsch, wenn die 300 Reichsten ihr Vermögen in einem Jahr um 10 Prozent vergrössern, während die meisten Lohnempfängerinnen und Lohnempfänger eine Nullrunde haben.
  • Es läuft etwas falsch, wenn die Reichsten ihren Vermögenszuwachs nicht oder nur zu einem Teil versteuern, weil es sich mehrheitlich um Börsen- und Kapitalgewinne oder Renditen aus Offshore-Anlagen handelt.
  • Es läuft etwas falsch, wenn sich so viel politische und wirtschaftliche Macht in der Hand einer einzigen Familie konzentriert wie bei der Familie Blocher, die neu zu den zehn Reichsten des Landes gehört. Dass Magdalena Martullo-Blocher jetzt gleichsam in der Manier einer feudalen Erbdynastie als kommende Bundesrätin präsentiert wird, ist Ausdruck einer Abgehobenheit, die der Schweiz bisher fremd war.

Die kürzlich lancierte 99-Prozent-Initiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» bietet die Gelegenheit, diese Fehlentwicklungen zu korrigieren. Kapitalgewinne gehören gerecht besteuert, damit sich die Schere zwischen Reich und Arm nicht noch weiter öffnet. 

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