Medienmitteilung der SP Frauen* Schweiz vom 24. September 2020
Rund 20’000 Gewaltakte gegen Frauen werden in der Schweiz jährlich gemeldet, rund alle zwei Wochen wird eine Frau Opfer eines Femizids. Für die SP Frauen* ist es dringend nötig, unsere Sprache bezüglich dieser Verbrechen anzupassen und damit einer Banalisierung dieser Taten in der öffentlichen Wahrnehmung entgegenzuwirken.
«Der Femizid wird in den deutschsprachigen Medien oft als «Familiendrama» bezeichnet» sagt Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP Frauen* Tamara Funiciello. «Aber ein Femizid geschieht nicht aus Leidenschaft, ist kein Drama und kein Schauspiel, sondern eine Straftat, welche auf einem Machtgefälle und dem Besitzanspruch des Täters basiert.»
Noch unbefriedigender ist die Situation in der italienisch- und französischsprachigen Schweiz, denn dort wird auch im Strafgesetzbuch das Adjektiv «leidenschaftlich» (passionale, passionnell) für diese Taten verwendet. «Diese Assoziierung eines Verbrechens mit der Leidenschaft als Auslöser führt dazu, dass schwere Gewalttaten bis hin zum Mord an einem anderen Menschen so gerechtfertigt werden können» unterstreicht die Tessiner SP Ständerätin Marina Carobbio Guscetti, welche zwei Vorstösse zu diesem Thema eingereicht hat.
Die SP Frauen* werten es als positives Zeichen, dass Bundesrat Alain Berset in der heutigen Diskussion zur Interpellation die Wichtigkeit von Wörtern unterstrichen hat und dass die Motion zur Änderung des Strafgesetzbuches an eine Kommission übergeben wurde. «Für uns ist klar: Das italienisch- und französischsprachige Strafgesetzbuch muss korrigiert werden» meint Co-Präsidentin der SP Frauen* Martine Docourt. «Der Umstand, dass die Bezeichnung dieser Straftat historisch gewachsen ist und auch in Frankreich so benutzt wird darf nicht heissen, dass sie auf ewig in Stein gemeisselt bleiben soll.»