Am 8. März 1960 wurde Hélène Dubied-Chollet mit 34 Jahren in das Gemeindeparlament von Colombier (heute Gemeinde Milvignes) gewählt. Sie war damit die erste Frau, die in der Schweiz den Einzug in eine Legislative schaffte. Der Kanton Neuenburg hatte bereits 1959 das Frauenstimmrecht auf kantonaler und kommunaler Ebene eingeführt, dies nach der gescheiterten Abstimmung über das Frauenstimmrecht auf Bundesebene.
Der Zweite Weltkrieg, den sie als Jugendliche erlebte, prägte Hélène Dubied. Soziale Gerechtigkeit und der Einsatz gegen Benachteiligungen waren ihr ein Leben lang wichtig. So trat sie der Sozialdemokratischen Partei bei, obwohl ihr Vater, der als Winzer tätig war, den Freisinnigen angehörte.
Zum Zeitpunkt ihrer Wahl ins Gemeindeparlament von Colombier war Hélène Dubied Mutter von zwei Kindern und arbeitete Teilzeit in einem Notariatsbüro. „Wir waren nur wenige SP-Mitglieder im Parlament, und unsere Vorstösse wurden systematisch abgelehnt“, erklärte sie. „Das war frustrierend. Wir hatten überhaupt keinen Einfluss. Die Zwischenrufe waren oft grob, manchmal zum Glück aber auch humorvoll.“
Ihr Mann Pierre trat vier Jahre später in ihre Fussstapfen, und leistete ihr auch im Gemeindeparlament Gesellschaft. Hélène und Pierre waren über 60 Jahre lang verheiratet.
Hélène Dubied war Mitglied verschiedener Organisationen, die sich für das Frauenstimmrecht und die Rechte der Frauen einsetzten. Rückblickend meinte sie: „Es ist unglaublich, wieviel Energie die Pionierinnen brauchten, die 1971 das Frauenstimmrecht erkämpften. Heute bedaure ich, dass viele junge Leute nicht mehr viel über die Lebensumstände ihrer Grossmütter wissen, die kaum Rechte hatten, aber zahlreiche Pflichten.“
Hélène Dubied empfand Dankbarkeit gegenüber Christiane Brunner und Ruth Dreifuss. „Sie haben die Sache der Frau und die Sozialdemokratie vorwärts gebracht. Zwei, später drei und dann sogar vier Bundesrätinnen! Wer hätte sich das 1960 träumen lassen?“
Bis zu ihrem Tod bewahrte sich Hélène Dubied ihr Engagement, ihren offenen Blick auf die Welt und ihren Humor.
Autorin: Marianne Guillaume-Gentil, Gemeindeparlamentariarin in Milvignes und Präsidentin der Fraktion SP/Grüne