Herbst: Blätter fallen – Prämien steigen

Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Manchmal legen sie eine kleine Pause ein – meistens, wenn eine Initiative zur Abstimmung ansteht, die den Krankenversicherern nicht ins Konzept passt. In den folgenden Jahren steigen die Prämien dann umso so stärker. Dieses Jahr hat sich das Spiel wiederholt – die Prämien steigen um 4.5 Prozent, wie am vergangenen Montag bekannt wurde.

Hört man bürgerlichen Politikerinnen und Politikern zu und den Krankenkassen, die hinter ihnen stehen, scheint klar: Schuld an der «Kostenexplosion» sind die Versicherten selber mit ihrer «Anspruchshaltung».

Tönt einleuchtend – aber ist die Sache so einfach? Schauen wir uns ein paar Fakten an:

  • Mit dem Krankenversicherungsgesetz wollte man ab 1996 die Kosten dämpfen. Darum setzte man auf Tarifpartnerschaft und Konkurrenz unter den Krankenkassen. Gleichzeitig wurde aber auch die öffentliche Hand entlastet. Und da die staatlichen Subventionen für die Kassen wegfielen, sahen sich diese gezwungen, dafür die Prämien für die Versicherten zu erhöhen. Das wiederum sollte durch das System der individuellen Prämienverbilligungen wettgemacht werden. Doch die Rechnung ging nicht auf: die Prämienkosten haben sich seit der KVG-Einführung mehr als verdoppelt, die Belastung der Haushalte ist enorm gestiegen, gerade für Familien und den Mittelstand. Und die Prämienverbilligungen sind inzwischen zum Spielball der Politik geworden.
  • 2012 wurde die neue Spitalfinanzierung eingeführt – auch hier sollte es der Markt richten. Die Vergleichbarkeit der Fallkosten sollte den Wettbewerb unter den Spitälern anheizen und so die Kosten senken. Das Gegenteil ist passiert. Die Hospitalisierungskosten sind gestiegen, weil das System zu unnötigen medizinischen Leistungen verleitet. Die Spitäler buhlen um möglichst lukrative Patientinnen und Patienten. Es läuft ein teures Wettrüsten in technologischer und baulicher Hinsicht. Spital-CEOs animieren Chefärzte mit Boni, möglichst viele gewinnbringende Eingriffe vorzunehmen. Selbst die OECD kritisiert an unserem Gesundheitssystem die bestehenden «Anreize für möglichst viele Behandlungen» anstelle des Wettbewerbs um gute Behandlungsergebnisse. Das Sparpotenzial durch die Vermeidung unnötiger Eingriffe wird von Experten auf mehr als 3 Milliarden Franken geschätzt.
  • Auch die Medikamentenkosten in der Schweiz sind mindestens 490 Millionen Franken pro Jahr zu hoch, wie der Krankenkassenverband Santésuisse erhoben hat. Nicht etwa, weil die Patientinnen und Patienten mehr Pillen schlucken würden als unsere Nachbarn, sondern weil erstens die Pharmabranche von einem Währungsprivileg von zurzeit Fr. 1.26 profitieren, weil zweitens Hersteller und Verteiler einen happigen Schweiz-Zuschlag verrechnen und weil das Sparpotenzial bei den Generika zu wenig genutzt wird. Auch bei den medizinischen Mitteln und Gegenständen (Verbandsmaterial, Hörgeräte etc.) könnte Jahr für Jahr ein Betrag von über 100 Millionen eingespart werden, wie Preisüberwacher und Santésuisse ausgerechnet haben. Allein diese beiden Posten machen ca. 2,5 Prämienprozente aus.
  • Qualitätssicherung ist im Gesundheitswesen ganz zentral. So verursachen Infekte in Spitälern und Heimen jedes Jahr vermeidbares Leid bei Kranken und Angehörigen – und Kosten von mehr als 300 Millionen Franken. Swissnoso, die Vereinigung der Spitalinfektiologen, geht davon aus, dass mindestens ein Drittel davon absolut vermeidbar wäre. Trotzdem fehlt es an Programmen zur Infektionsprävention.

Diese Beispiele werfen Schlaglichter auf die wirklichen Ursachen der steigenden Kosten und Prämien. Das Verrückte an dieser Situation: vieles könnte das Parlament verbessern. Doch Änderungen im Sinne der Versicherten, der Patientinnen und Patienten scheitern oft an den starken Lobbys, die sich in der Gesundheitspolitik engagieren. Denn es geht um sehr viel Geld.

Eine am Wohl von uns allen orientierte Gesundheitspolitik darf zwei Dinge nicht aus den Augen verlieren: 1. Kostensenkung durch die Ausschaltung von preis- und mengentreibenden «Marktmechanismen». 2. Qualitätssicherung auf allen Ebenen des Angebotes.

Es gilt unser gutes Gesundheitswesen noch besser und bezahlbar für alle zu machen. Der Weg aber, auf dem wir uns jetzt befinden, führt weiter in eine Zweiklassenmedizin, in der die Anbieter das Sagen haben – und Versicherte und Patienten bezahlen müssen.

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin “links”. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.