Kampfjetlärm schadet den Menschen, der Umwelt und dem Tourismus

Barbara Gysi, Nationalrätin SG, Vizepräsidentin der SP Schweiz

Barbara Gysi, Nationalrätin SG, Vizepräsidentin der SP Schweiz
Haben Sie das auch schon erlebt? Man geniesst eine Wanderung in der wunderbaren Bergwelt, dann plötzlich ein Knall, man erschrickt heftig und schon donnert eine Staffel Kampfjets über die Köpfe hinweg. Auch wenn in der Ferienzeit vielerorts weniger oder nicht geflogen wird, die Beeinträchtigungen sind enorm.

Ich habe es diesen Sommer beim Wandern in den Berner Alpen selber erlebt, dies obwohl der Flugplatz Meiringen gemäss Publikation auf seiner Homepage in den Sommermonaten keine Jet-Trainings durchführe. Verärgert werden die Wanderinnen und Wanderer im Wallis, wie in der Aargauer Zeitung vom 29.7.2013 vermerkt wird, denn im Wallis wird von der Schweizer Luftwaffe auch in den Sommerferien trainiert. Da wird von massiven Lärmbelästigungen über Wochen und vom Unverständnis der Leute über die Dauerfliegerei berichtet. Eine Untersuchung der Fachhochschule Bern über die Auswirkungen der Lärmimmissionen der Militärfliegerei auf den Tourismus im Haslital sagt aus, dass der Lärm als massiv störend empfunden wird.

Lärmgeplagt sind natürlich nicht nur unsere Tourismus-Gäste, die wir in den Bergregionen dringend brauchen, sondern auch die Anwohnenden bei den Militärflugplätzen und den beflogenen Regionen und zwar dauerhaft. Dass die Lärmimmissionen enorm sind, zeigen die vielen Lärmklagen, fast 1000 sind im Jahr 2011 eingegangen. Beeinträchtigt sind nicht ausschliesslich die Menschen, auch die Tiere in den Bergen werden erschreckt und manch eines stürzt in der Folge zu Tode.

Und was man weder sieht noch hört, ist die enorme Schadstoffbelastung der Luft, die die Fliegerei mit den Kampfjets mit sich bringt. Diese hat massive Auswirkungen auf uns und unsere Umwelt.

Genaue Zahlen zur Lärm- und Luftbelastung habe ich mit politischen Vorstössen erfragt und erhalten, die Zahlen für 2012 stehen allerdings noch aus (Interpellationen 12.416612.416713.3429). Diese zeigen deutlich, die Anzahl Flugstunden und damit die Belastung nahm in den letzten Jahren stetig zu. Derjenige Kampfjet, der am wenigsten oft in der Luft ist, der F5 Tiger, soll ja nach dem Willen der Armee durch 22 Gripen EF ersetzt werden. Und schon jetzt ist klar, die neuen Gripen-Kampfjets werden dann weit mehr Flugstunden bringen als heute die Tiger. Es ist davon auszugehen, dass sie wohl mindestens so oft in der Luft sind, wie der FA-18 und das ist doppelt so viel wie der Tiger. Und mehr Flugstunden bringen auch massiv mehr Lärm- und Luftverschmutzung.   

Bislang wurde bei diesem milliardenschweren Rüstungsgeschäft  vor allem über die Kosten der Beschaffung, mit 3‘200‘000‘000 Franken (3.2 Milliarden) eine stattliche Summe und die hohen jährlichen Betriebskosten –  mit rund 100 Millionen Franken jährlich betragen sie mehr als das doppelte des Tiger-Unterhalts – und die technische Eignung debattiert.

Wenn ich mir nun aber auf meiner Bergwanderung überlege, welche Lärm- und Schadstoffbelastung der Kauf mit sich bringt, dann vergrössert das meine Zweifel nur noch mehr. 2011 wurden von der Schweizer Luftwaffe 31‘384 Flugstunden geflogen, 90% davon in der Schweiz. Ein Tiger verbraucht pro Flugstunde 2‘600 Liter Kerosin und produziert 6‘550 Kilogramm CO2, ein FA-18 verbraucht deutlich mehr je Flugstunde, nämlich 4‘850 Liter Kerosin und führt zu 12‘220 Kilogramm CO2-Ausstoss. Zum Vergleich ein Auto stösst auf der Autobahn pro Stunde rund 15 Kilogramm CO2 aus (Annahme: Mittelklassewagen mit Tempo 100 Km/h). Vom Gripen haben wir noch keine konkreten Angaben, doch steht dazu in der Botschaft des Bundesrates, dass es in der Grössenordnung des FA-18 liege.

Bis heute gibt es keine umfassende Umweltbilanz zur Kampfjet-Fliegerei. Diese muss eingefordert und in den Entscheid darüber, ob es neue Kampfjets braucht, einbezogen werden.
 

Quelle: St. Galler Tagblatt

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