Kein Frieden ohne die Frauen

Sie prägte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Diskussionen zu Pazifismus und Feminismus mit: Clara Ragaz-Nadig. In einer Wanderausstellung zum 150. Geburtstag wird nun ihr Wirken gewürdigt.

Dieses Jahr wäre sie 150 Jahre alt geworden: Clara Ragaz-Nadig, Pazifistin, Feministin und Sozialdemokratin. Die bedeutende Kämpferin für Frieden, Abrüstung und die Rechte der Frauen war Vizepräsidentin der «Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit », deren Schweizer Sektion sie 1915 mitgegründet hatte und bis 1946 präsidierte. Sie wird mit ihrem Schaffen dieses Jahr unter anderem in einer Wanderausstellung geehrt.

Clara Ragaz war überzeugt, dass ohne Frauenrechte kein Frieden geschaffen werden kann. An der ersten Friedenskonferenz der Frauenliga nach dem ersten Weltkrieg, die sie 1919 in Zürich initiierte und mitorganisierte, forderten rund 100 Frauen aus Europa und den USA die sofortige Abrüstung, die Abschaffung des obligatorischen Militärdiensts, demokratische Wahlen, das Ende von Kinderarbeit und das Wahl- und Stimmrecht für Frauen. Die Frauen fanden kaum Gehör. Doch die Bewegung gewann an Bedeutung. 1934 existierten in der Schweiz14 Sektionen der Frauenliga mit rund 600 Mitgliedern.

Petitionen mit Wirkung

Clara Ragaz stammte ursprünglich aus einer gutbürgerlichen Familie in Chur, hatte das Lehrerinnen- Seminar in Aarau besucht und in Frankreich und England unterrichtet. In Zürich heiratete sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Theologen Leonhard Ragaz. Ab den 1920er- Jahren führten die beiden in Zürich Aussersihl ein offenes Haus, in dem neue Ideen diskutiert wurden, aber auch Flüchtlinge Unterschlupf fanden.

Damals wurde viele Menschen über Vorträge und Unterschriftensammlungen sensibilisiert. So zählte auch Clara Ragaz 1923 zum Kreis, der eine Zivildienst-Petition lancierte, die mit 40 000 Unterschriften dem Nationalrat eingereicht wurde (1992 wurde der Zivildienst Realität). Anfang der 1930er-Jahre stammten über 300 000 Unterschriften einer weltweiten Unterschriftensammlung für allgemeine und totale Abrüstung aus der Schweiz, gesammelt von der Frauenliga. Doch diese Anliegen hatten es in den 1930er-Jahren zunehmend schwerer und viele Länder rüsteten auf. Als die SP 1935 dann der militärischen Landesverteidigung zustimmte, traten Clara und Leonhard Ragaz aus der Partei aus. Clara Ragaz blieb bis nach dem zweiten Weltkrieg Präsidentin der Schweizer Sektion der Frauenliga für Frieden und Freiheit.

«Eine andere Welt ist möglich»

Mit ihrem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit inspiriert Clara Ragaz bis heute viele Menschen. Die Ausstellung «hoffen.kämpfen.lieben – 150 Jahre Clara Ragaz» ist im Herbst in Ilanz und Zürich zu sehen. Sie zeigt, wie auch in hoffnungslosen Zeiten eine andere Welt möglich ist.

Die genauen Ausstellungsdaten und -orte finden sich hier:  www.hopefightlove.ch 

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