Konkrete Schritte hin zu einer demokratischeren Wirtschaft

Mit dem an der Delegiertenversammlung am 14. Oktober präsentierten Aktionsplan für mehr Wirtschaftsdemokratie konkretisiert die SP ihre Ziele für eine Demokratisierung der Wirtschaft. Mit einem ausgebauten Service Public, mehr Mitbestimmungsrechten sowie der Förderung von sozialem Unternehmertum und des Genossenschaftswesens soll unser Wohlstand allen statt nur ein paar wenigen zu Gute kommen.

«Wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen haben eine visionäre Tradition. Die Vision heisst demokratischer Sozialismus. Dieser beruht auf Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, achtet die Würde des Menschen und befreit ihn von Ausbeutung, Unterdrückung und Not. Um diese Werte zu verwirklichen, brauchen wir einen Plan. Dieser Plan ist die Demokratisierung aller demokratisierbaren Bereiche unserer Gesellschaft.»

Mit diesen Worten wird im SP-Parteiprogramm von 2010 der Teil zu den Forderungen für die Zukunft eingeleitet. Damit machte die SP einmal mehr klar, für was sie steht: Für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen, die sich nicht mehr an den Profitinteressen einiger weniger orientiert. Für eine gesellschaftliche Ordnung, die den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen Rechnung trägt. Den Bedürfnissen nach Solidarität, sinnvoller Arbeit, einer intakten Umwelt und Mitbestimmung. Und ihren Fähigkeiten zur Teilhabe und zur aktiven, verantwortungsvollen Gestaltung ihrer Zukunft. Im Kern dieses Plans geht es um die schrittweise Demokratisierung der Wirtschaft.

Die SP steht für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen, die sich nicht mehr an den Profitinteressen einiger weniger orientiert. 

Mit der Verabschiedung des Wirtschaftsdemokratie-Papiers am Parteitag Ende letzten Jahres in Thun haben die Delegierten den Auftrag verbunden, einen Aktionsplan auszuarbeiten. Dieser Aktionsplan ist ein ambitionierter, gleichzeitig aber auch realistischer Plan um die Demokratisierung der Wirtschaft voranzubringen. Im Zentrum stehen drei Bereiche: Die Förderung von sozialem Unternehmertum und des Genossenschaftswesens, den Ausbau der Mitbestimmung und die Weiterentwicklung des Service Publics und der demokratischen Gemeingüter («Commons»).

Förderung des sozialen Unternehmertums

Bei der Förderung des sozialen Unternehmertums geht es erstens um die Durchsetzung einer zentralen Forderung aus dem Positionspapier: der Forderung nach einem Förderartikel für soziales Unternehmertum inklusive deren Finanzierung. Das Modell eines solchen Artikels soll breit, d.h. zusammen mit zivilgesellschaftlichen Initiativen und sozial-solidarischen Unternehmen, erarbeitet werden, damit es national oder alternativ auch kantonal umgesetzt werden kann.

Ein zweites Ziel in diesem Bereich ist es, in der Schweiz eine wirkkräftige Rechtsform für sozial-solidarisches Unternehmertum zu entwickeln. Entweder sollen bestehende Rechtsformen (Genossenschaft) angepasst, oder es muss eine neue Rechtsform geschaffen werden. Parallel dazu muss das Verständnis für die demokratische und solidarische Wirtschaftsweise, v.a. auch für die bereits heute funktionierenden Unternehmen und Initiativen, in der ganzen Bevölkerung (und der Politik und Verwaltung) gefördert werden.

Und drittens soll das Genossenschaftswesen gestärkt werden. Mittels eines jährlich stattfindenden Events zum Tag der Genossenschaften soll einer breiten Öffentlichkeit – aber auch Unternehmerinnen und Unternehmern – aufgezeigt werden, welche grossen ökonomischen und gesellschaftlichen Vorteile Genossenschaften haben.

Förderung der Mitbestimmung

Der zweite Schwerpunkt im Aktionsplan liegt auf der Förderung der Mitbestimmung. Punkto Mitbestimmungsrechte der Mitarbeitenden ist die Schweiz im europäischen Vergleich ein Entwicklungsland. Zum letzten Mal wurde das Thema mit der Mitbestimmungsinitiative in den 1970er Jahren breit debattiert. Das muss sich ändern. Das Ziel ist es – zusammen mit Gewerkschaften und Wissenschaft – ein Mitbestimmungsmodell für die Schweiz zu erarbeiten und dieses dann politisch einzufordern. Am 8./9. März 2018 findet dazu in Bern eine gemeinsam mit der Gewerkschaft Unia organisierte Tagung statt.

Zweitens wollen wir die Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der 2. Säule besser ausnutzen. Die Personalvertretungen bei den Pensionskassen sind ein riesiges Potentzal, das nicht immer optimal ausgenutzt wird. Genau hier soll angesetzt und mit Workshops und verstärkter Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Organisationen die finanzielle Macht der Pensionskassen und ihrer Gelder besser genutzt werden.

Und schliesslich braucht es eine Stärkung der Mitbestimmung da, wo wir als Politikerinnen und Politiker den wohl direktesten Einfluss nehmen können: bei den staatsnahen Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung. Im nächsten Jahr soll dafür ein konkretes Konzept für Ethikräte erarbeitet werden.

Stärkung von Service Public und Gemeingütern

Schliesslich der letzte Schwerpunkt des Aktionsplans: die Stärkung von Service Public und demokratischen Gemeingütern («Commons»). Dieser Bereich ist für eine demokratischere und gerechtere Wirtschaft zentral, geht es doch um gemeinschaftlich kontrolliertes und bewirtschaftetes Eigentum.

Hier sollen konkrete, lokale Gemeingüter-Initiativen gestärkt und damit aufzeigt werden, wie eine andere Wirtschaft von unten funktionieren kann. Sei es mit Umsonst-Läden, Verleihbibliotheken, «Food Commons» oder demokratischen Quartiervereinen. Damit überwinden wir den Kapitalismus zwar noch nicht, solche Initiativen sind aber wichtig, um die Vorteile einer demokratischen Form des Wirtschaftens und Zusammenlebens direkt erfahrbar zu machen.

Ausserdem soll das medizinische Wissen und die Care-Institutionen demokratisiert und damit zu einer besseren medizinischen Versorgung für alle beigetragen werden. Der ganze Gesundheits- oder Care-Bereich ist von sehr grosser und stetig wachsender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung. Darum brauchen wir gemeinschaftliche Projekte, die initiiert und weiterentwickelt werden. Quartierbezogene Initiativen, nahe bei den Betroffenen und mit den Betroffenen, um das starke Profitdenken und die Privatisierungen zu durchbrechen.

Und last but not least, wurde auch der Internetbereich aufgenommen und die Demokratisierung grosser Internetplattformen, die in unserer Wirtschaft eine enorme Macht haben, als Ziel aufgeführt. Sei es auf gesetzlichem Weg oder über private Initiativen: Es braucht eine bessere, demokratische Kontrolle und Einbettung dieser Plattformen.

Nach 40 Jahren neoliberaler Offensive glauben viele Menschen nicht mehr dran, dass sie auch in der Wirtschaft, analog zum Staat, mitbestimmen und gestalten können und sollen. 

Die Idee der Wirtschaftsdemokratie ist für viele Menschen noch abstrakt und visionär. Nach 40 Jahren neoliberaler Offensive glauben viele Menschen nicht mehr dran, dass sie auch in der Wirtschaft, analog zum Staat, mitbestimmen und gestalten können und sollen. Die Soziale Marktwirtschaft wird dann zum Höchsten der Gefühle. Diesen Trend gilt es endlich umzukehren. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil es die riesigen gesellschaftlichen Krisen und Herausforderungen, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen, verlangen. Um das zu schaffen, braucht es nicht nur die richtigen Analysen und Theorien, es braucht vor allem auch konkrete Projekte und Beispiele. Damit die Menschen sehen: Eine andere Wirtschaft für ein gutes Leben ist nicht nur theoretisch vorstellbar, sondern auch konkret machbar. Mehr Mitbestimmung am Arbeitsplatz, kooperative Unternehmen, wo alle ihren Platz und ihre Stimme haben und wo nach sozialen und ökologischen Zielen gewirtschaftet wird oder demokratische Quartiervereine von unten sind Schlüssel dazu.

Der Aktionsplan ist eine Art Gebrauchsanleitung für mehr Wirtschaftsdemokratie in der Schweiz in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Ein Hauptziel des Aktionsplans ist es dafür zu sorgen, dass die Forderungen und Ideen aus dem Positionspapier Wirtschaftsdemokratie auch tatsächlich umgesetzt werden. Damit wir in zehn Jahren in einer demokratischeren Wirtschaft leben als heute. 

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Barbara Gysi

Barbara Gysi

Nationalrätin SG

Barbara Gysi

Barbara Gysi

Nationalrätin SG

Barbara Gysi

Barbara Gysi

Nationalrätin SG

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

In einigen Kantonen wird zusätzlich ein Solidaritätsbeitrag erhoben.

Für mehr Informationen kannst Du Dich an die SP an Deinem Wohnort oder in Deinem Kanton wenden.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.