Menschen in der Sozialhilfe – zu Unrecht die neuen Sündenböcke

Bei den Zusatzleistungen für betagte Menschen, die den grössten Anteil der Sozialkosten ausmachen, wird die Zunahme der Kosten zu Recht meist klaglos akzeptiert. Für die Bereitstellung der erforderlichen Mittel bei der Alimentenbevorschussung für Alleinerziehende wird auch Verständnis entgegengebracht. Bei der Sozialhilfe hingegen wird nun ein Wachstum festgestellt, das sich offenbar zur Skandalisierung eignet. Skandalisieren lässt sich das Thema jedoch nur, wenn Fakten ausgeblendet werden und Einzelfälle als Beweise für Systemfehler herhalten müssen.

Wo waren Sie das letzte Mal in den Ferien? Egal wo, in fast jeder grösseren Stadt im Ausland begegnen Sie Menschen, die «unter der Brücke» schlafen, die hungrig um Münzen betteln, die Kinder zwingen, zu arbeiten oder zu stehlen und die das Strassenbild prägen.  Das ist uns in der Schweiz bisher erspart geblieben. Letztlich trägt dieser Zustand auch viel zu unserer Lebensqualität bei. Mitverantwortlich ist unser Sozialsystem, das gemäss Bundesverfassung Art.12 den Menschen, die in Not geraten, Hilfe, Betreuung und die Mittel zusichern, «die für ein menschenwürdiges Dasein unerlässlich sind». Deshalb sind unsere Gesetze bei der Altersvorsorge, der Familienunterstützung und der Sozialhilfe so ausgestaltet.

Der allergrösste Teil der Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, haben nur ein Ziel: Wieder selbständig über ihr Haushaltbudget verfügen zu dürfen, indem sie wieder alleine für ihre Lebenshaltungskosten aufkommen können. Wenn einzelne Personen das System ausreizen und die Sozialämter «missbräuchlich» belasten, ist das kein Beweis für das Scheitern unserer Sozialhilfe. «Renitente» Sozialhilfeemfänger können schon heute mit der Reduktion der Unterstützung «bestraft» werden, im Extremfall kann unter Einhaltung der Verfahrensregeln der Beitrag sogar total gestrichen werden.

Unser Sozialhilfesystem ist nicht perfekt. Wenn aber Menschen und ihre Angehörigen, die durch Stellenverlust, Unfall, Krankheit oder privaten Schicksalsschlag in eine finanzielle Notlage geraten, wäre es kontraproduktiv, ihnen nicht die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu garantieren und schnellstmöglichst den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu ermöglichen.

Das System kann verbessert werden, aber bitte nicht so, dass unter den Gemeinden ein Wettbewerb um Leistungssenkung entsteht, der Familien zwingt, ihr soziales Umfeld zu verlassen und ihnen damit auch die Integration  in die Gesellschaft und die Arbeitswelt erschwert.

Vor wenigen Jahren standen die Manager, die Banker und Spekulanten im Fokus der Öffentlichkeit. Ihre Selbstbedienungsmentalität bei den Kassen ihrer Unternehmen entfachten einen Aufstand. Da ging es um Millionenentschädigungen, die nie mit einer erbrachten Leistung in Verbindung verbracht werden konnten. Heute sind sie aus der medialen Aufmerksamkeit verschwunden. Eine vierköpfige Familie hingegen, die Kosten von viertausend Franken pro Monat verursacht, wird in der Gemeinde an den Pranger gestellt.

Würden die Bezüge der «höchsten» tausend so genannten Wirtschaftsführer halbiert – was diese kaum zu einer Einschränkung ihres Lebensstils nötigen würde –, wären alle Sozialhilfekosten finanziert. Wäre ich ein Verschwörungstheoretiker, müsste ich glauben, dass die Verleumdung der Schwächsten unserer Gesellschaft nur dazu dient, von der Abzockerei unserer sogenannten Topshots abzulenken. 

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin “links”. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.