Die Renteninitiative der Jungfreisinnigen verstärkt die Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Sie ist ein Geschenk an Spitzenverdiener:innen, die es sich leisten können, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Arbeitnehmer:innen in Berufen mit tiefen Einkommen und hoher gesundheitlicher Belastung haben keine andere Wahl, als bis zum festgelegten Rentenalter zu arbeiten. Das ist doppelt ungerecht, denn die Lebenserwartung von Menschen mit tiefen Einkommen ist geringer.
Die Renteninitiative der Jungen FDP will das Rentenalter in einem ersten Schritt auf 66 Jahre und anschliessend pro Monat zusätzlicher Lebenserwartung um 0.8 Monate bis zum Rentenalter 67 und mehr erhöhen. Damit müssten Angestellte mit tiefen und mittleren Einkommen noch länger arbeiten, während sich Top-Verdienende weiterhin früher pensionieren lassen können.
Die Erhöhung des Rentenalters zielt an der Realität im Arbeitsmarkt vorbei. Trotz Fachkräftemangel ist es für Menschen über fünfzig schwierig, eine Stelle zu finden. Es ist bekannt, dass viele Menschen bevor sie das 60. Altersjahr erreicht haben, vermehrt aus dem Arbeitsleben ausscheiden, weil sie nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten oder keine Stelle mehr finden. Viele Unternehmen sind nicht bereit, älteren Arbeitssuchenden eine Chance zu geben. Diese Tatsachen zeigen, dass diese Renteninitiative ein Hohn ist. Unter dem Deckmantel einer technokratischen Lebensalter-Konstruktion wird die ideologisch aufgeheizte Rentenkollaps-Angst geschürt.
Diese Renteninitiative muss vehement bekämpft werden. Sie ist für viele Menschen mit tiefen und mittleren Einkommen in körperlich und psychisch anstrengenden Berufen ein Schlag ins Gesicht. Die SP60+ wehrt sich gegen ein Rentensystem, in dem sich Topverdiener:innen frühpensionieren lassen und alle anderen bis zur Erschöpfung arbeiten müssen. Unser Rentensystem braucht keine weitere Rentenaltererhöhung. Es braucht auch keine systematische Panikmache, dass es nicht mehr finanzierbar sei. Was es dringend braucht, sind existenzsichernde Renten für alle Menschen. Alle haben das Recht, in Würde und ohne finanzielle Sorgen im Alter zu leben. Das sollten sich die Jungfreisinnigen und ihre Verbündeten ins Programmheft schreiben.
SP60+ Geschäftsleitung