Schluss mit Lügen, wir brauchen eine Debatte über die echten Probleme im Gesundheitswesen

Stéphane Rossini, Nationalrat VS

Stéphane Rossini, Nationalrat VS
Die Krankenkassen und andere Lobbygruppen, die vom aktuellen Gesundheitssystem profitieren und deshalb gegen die Einführung einer öffentlichen Krankenkasse sind, haben ihre Kampagne mit einer Lüge begonnen. Dieses Ablenkungsmanöver zeugt von einer bedenklichen Haltung jener Kreise, die sich nicht um das Allgemeinwohl kümmern, sondern das System ausnutzen und von dessen Lücken profitieren.

So behaupten sowohl Alliance Santé wie auch der Branchenverband Santésuisse weiterhin, dass die Initiative keine Kinderprämien, keine Franchisen und auch keine Spezialmodelle (Hausarzt, HMO) mehr zulasse. Das Initiativkomitee will diese verleumderischen Behauptungen nicht hinnehmen und vor Beginn der öffentlichen Debatte Klarheit in diesen sensiblen Fragen schaffen, nicht zuletzt aus Respekt vor der Stimmbevölkerung: 

  1. Der Initiativtext fordert eine Änderung der Verfassung. Aus diesem Grund ist er möglichst allgemein formuliert. Sein Zweck ist hingegen absolut eindeutig: Die Initiative fordert eine Reform des Systems an sich.  Sie stellt in Frage, ob die Vielzahl an Versicherungen sowie der damit einhergehende Wettbewerb mit all seinen Widersinnigkeiten, Negativeffekten und Funktionsstörungen wirklich sinnvoll sind. Was die Struktur anbelangt, so wird die öffentliche Krankenkasse über kantonale Agenturen umgesetzt, um die kantonale Hoheit über das Gesundheitswesen zu respektieren.
  2. Die Volksinitiative fordert keinerlei Änderung der Bestimmungen betreffend Leistungserbringer und deren Angebot. Spitalplanung, Alters- und Pflegeheime, die Spitex sowie die ambulante Privatmedizin bleiben in der Kompetenz der Kantone, wie es das aktuelle Krankenversicherungsgesetz (KVG) vorsieht. Die Initiative wird deshalb das Leistungsangebot nicht einschränken und erst recht nicht zu einem Abbau bei Betreuung und Pflege führen.
  3. Ebenso fordert die Initiative keinerlei Änderung der Bestimmungen betreffend alternative Versicherungsmodelle . Die öffentliche Krankenkasse hat den Auftrag, das KVG umzusetzen, in welchem diese Modelle explizit vorgesehen sind. Die öffentliche Kasse selbst kann ihren Auftrag gar nicht in Frage stellen. Im Übrigen haben die Initianten nie auch nur im Ansatz davon gesprochen, dass sie die aktuell gültige Praxis ändern wollten – nicht in den parlamentarischen Kommissionen, nicht im Plenum von National- und Ständerat und auch nicht in ihren Medienmitteilungen und Argumentarien. Gemäss KVG bleiben die alternativen Versicherungsmodelle (Hausarzt, HMO) somit eindeutig weiterhin möglich.
  4. Die Festsetzung der Prämien folgt weiter den Prinzipien des Föderalismus und den Regeln des KVG. Die Initiative will die Auswüchse des Kassendurcheinanders und der Konkurrenz beseitigen, also die Ungleichheit, die durch die Vielzahl an Prämien charakterisiert wird. Die kantonalen Agenturen werden deshalb die Prämien ausschliesslich gemäss den effektiven Kostenfestlegen müssen. Die Prämien werden sich nach der  Alterskategorie (Kind, junge Erwachsene, Erwachsene), dem gewählten Versicherungsmodell und der gewählten Franchise richten,  so wie es das KVG vorsieht. Diese im KVG festgelegten Prinzipien haben die Initianten niemals in Frage gestellt. Der Initiativtext enthält keine Bestimmung, die einen anderen Schluss zulässt. Trotzdem das Gegenteil zu behaupten, und das erst noch mit Hilfe eines juristischen Gefälligkeitsgutachtens, kommt purer intellektueller Unredlichkeit gleich.

Anstatt mit zahlreichen teuren Inseraten – bezahlt mit unseren Prämien – Lügen zu verbreiten, sollten die Versicherungen lieber die wahren Probleme lösen. Aus lauter ökonomischer Blindheit weigern sie sich jedoch, dies zu tun. Die Initiative verlangt jedoch genau das. Deshalb fordern wir eine Debatte über die wahren Fragen und Probleme. 

Die Vermischung zwischen der sozialen Grund- und der privaten Zusatzversicherung führt zu inakzeptablen Negativwirkungen. Die missbräuchliche Verwendung von Daten begünstigt eine Risikoselektion, die zwar illegal ist, aber nichtsdestotrotz praktiziert wird. Die administrativen Komplikationen kosten Millionen von Arbeitsstunden zu Lasten der Bevölkerung und der Akteure im Gesundheitswesen, die unter den Schikanen der Kassen fast kollabieren. Der Risikoausgleich ist kompliziert und teuer: 6 Milliarden Franken werden zwischen den Kassen hin und her geschoben, damit die Konkurrenz funktioniert, das ist widersinnig. Die Reserven (6 Milliarden!) sind reine Geldverschwendung. Der Reservenfluss zwischen den Kantonen ist undurchsichtig, das beweisen die 2 Milliarden an Prämiengeldern, die in einigen Kantonen zu viel gezahlt wurden. Die Festlegung der Prämien ist kaum transparent. Aus sozialer Sicht sind die Unterschiede zwischen den Prämien ungerecht, im gleichen Kanton können die Prämien um 50 bis 60 Prozent abweichen. Die dauernde Wechslerei zwischen den Kassen ist ineffizient und kostet jedoch hunderte von Millionen pro Jahr. Die Kontrolle über die Grundversicherung ist lückenhaft. Und schliesslich machen unanständige Saläre, wiederholte Affären im Zusammenhang mit Misswirtschaft, überflüssige Werbeausgaben, hohe Durchsetzungskosten für die Kantone sowie Interessenkonflikte das wenig schmeichelhafte Gesamtbild komplett. 

Aus diesen Gründen sagen wir: Schluss mit Lügen, Schluss mit falschen Unterstellungen und Schluss mit Ablenkungsmanövern!

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin „links“. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.