Der Vorschlag, allein für die rund drei Jahre dauernde Sanierung des bestehenden Gotthardtunnels eine zweite Röhre zu bauen, stellt die in mehreren Volksabstimmungen bestätigte Verkehrspolitik der letzten Jahre in Frage. Es ist völlig realitätsfremd anzunehmen, dass eine zweite Röhre nicht zu einer Kapazitätserweiterung führen würde. Ist sie erst einmal gebaut, würde der politische Druck – nicht zuletzt seitens der EU – innert kürzester Zeit zu einer Freigabe der zusätzlichen Fahrspuren führen. Einen solchen Ausbau hat das Stimmvolk bisher jedoch stets abgelehnt, zuletzt 2011 der direkt betroffene Kanton Uri mit einem klaren Nein von 57 Prozent.
Die Situation im Transitverkehr ist vielmehr ein Armutszeugnis für die Schweizer Politik. Vor über 20 Jahren hat die Bevölkerung den Schutz des Alpenraumes und die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene in der Verfassung festgeschrieben. Doch das gesetzlich vorgeschriebene Verlagerungsziel wird Jahr für Jahr deutlich verfehlt. Die anstehende Sanierung des Gotthardtunnels wäre die Chance, mit dem Bau der „Rollenden Landstrasse“ endlich vorwärts zu machen und mehr Lastwagen von der Strasse auf die Schiene zu bringen. Milliarden von Steuergeldern einzusetzen, um noch mehr Verkehrsbelastung zu schaffen, ist hingegen keine nachhaltige Lösung.