Medienmitteilung der SP Frauen* Schweiz vom 10. November 2020
Die SP Frauen* verurteilen die kürzlich von der Presse kommunizierten Vorkommnisse von inakzeptablem Machtmissbrauch, sei es im Sportzentrum Magglingen, als auch beim öffentlichen Sender RTS, und fordern die Schaffung einer parlamentarischen Aufsichtsdelegation gegen Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung in der Bundesverwaltung und in bundesnahen, mit öffentlichen Geldern finanzierten Betrieben.
In der Schweiz sollen alle Menschen das Recht haben, ihren Beruf und ihr Leben frei von Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexueller Belästigung zu leben. Dass dies längst nicht immer so ist, wurde der Öffentlichkeit in den letzten Tagen mit aller Deutlichkeit wieder vor Augen geführt. Sowohl im Falle der schwerwiegenden sexuellen Belästigungen von Vorgesetzten gegenüber jungen Mitarbeitenden beim Sender RTS, als auch beim erschütternden Bericht der jungen Turnerinnen in Magglingen handelt es sich um einen intolerablen Machtmissbrauch in bundesnahen, von öffentlichen Geldern finanzierten Institutionen.
«Allzu oft werden solche Vorkommnisse als «bedauerlicher Einzelfall» behandelt, es kommt vielleicht infolge des Bekanntwerdens zu einer Kündigung oder zu einer internen Versetzung», sagt die Bündner Nationalrätin Sandra Locher Benguerel. «Die Ursachen des Problems, welche in erster Linie struktureller Art sind und auch auf Machtmissbrauch beruhen, werden aber zu wenig angegangen.»
«Solche Missstände dauern oft jahrelang an, da sich eine Kultur des Hinnehmens, des Schweigens und des Wegschauens verfestigt» betont die Berner Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP Frauen*, Tamara Funiciello. «Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung sind aber ernstzunehmende Phänomene, welche die Opfer massiv einschränken, sie traumatisieren und tiefgreifende Folgen bis hin zum Suizid haben können.»
Das Thema der höchst problematischen Trainingsmethoden in der Rhythmischen Sportgymnastik und im Frauenkunstturnen ist seit längerem bekannt. So wurde bereits vor zehn Jahren eine unabhängige Meldestelle gefordert, an welche sich Athletinnen und Athleten aller Sportarten richten können. Für die SP Frauen* ist es absolut unverständlich, weshalb es diese Meldestelle noch immer nicht gibt. Der Handlungsbedarf ist dringend.
Die SP Frauen* fordern deshalb jetzt Lösungen. Um sich ein klareres Bild von den Vorfällen in Magglingen zu verschaffen, beantragen sie für die nächste Sitzung der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur WBK eine Anhörung des Bundesamtes für Sport, von Swiss Olympic und des Schweizerischen Turnverbandes.
Zudem werden die SP Frauen* einen Vorstoss einreichen, welcher die Schaffung einer parlamentarischen Aufsichtsdelegation gegen Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung in der Bundesverwaltung und in bundesnahen, mit öffentlichen Geldern finanzierten Institutionen und Betrieben fordert – denn genau diese müssen hier eine Vorreiterrolle einnehmen.