Unbürokratische Hilfe für Menschen in finanzieller Not

AHVplus: Nationalratsdebatte vom 16. Dezember 2015

Im Prinzip wäre es so einfach, dass es jedes Kind versteht: Ein Leben lang arbeiten wir und zahlen bis zum Zeitpunkt des wohlverdienten Ruhestandes in die erste und zweite Säule, manche auch in die dritte, ein. Wenn wir dann in Pension gehen, können wir mit den Renten aus AHV und Pensionskasse unseren gewohnten Lebensstil weiterführen. So steht es in der Verfassung, darauf haben wir ein Anrecht.

Die Realität jedoch sieht anders aus – und ich spreche nicht von Märchen, sondern wirklich von der Realität: Die AHV-Renten sind schon lange nicht mehr existenzsichernd. Ein grosser Teil der Rentnerinnen und Rentner ist auf Ergänzungs- und Zusatzleistungen angewiesen oder hätte Anspruch darauf, nimmt diesen aber nicht war. Damit verbunden ist nämlich ein Gang zu den Ämtern, der für viele alte Menschen eine hohe Hürde darstellt.

Viele meiner Patientinnen und Patienten verzichten trotz finanzieller Not auf die Ergänzungsleistungen, weil sie sich schämen, aufs Amt zu gehen. 

Als Hausarzt sehe ich das regelmässig. Viele meiner Patientinnen und Patienten verzichten trotz finanzieller Not auf die Ergänzungsleistungen, weil sie sich schämen, aufs Amt zu gehen. Sie fühlen sich als Bittsteller, bekommen das Gefühl, finanziell versagt zu haben, obwohl die ganze Situation nicht selbstverschuldet, sondern systembedingt ist. Mich macht diese Situation hilflos, manchmal auch traurig, denn ich sehe die doppelte Not meiner Patientinnen und Patienten und kann nicht helfen.

Glauben Sie mir: Für viele Personen sind diese zusätzlichen 200 bzw. 350 Franken monatlich keine Kleinigkeit.

Die gesundheitliche und die emotionale Not könnten mit der AHVplus-Initiative jedoch bekämpft werden. Mit dem Anheben der AHV-Renten um 10 Prozent, wie in der Initiative vorgesehen, würde vielen Menschen unbürokratisch geholfen, gleichzeitig würde man sogar einen Teil der Bürokratie bei den Ergänzungsleistungen abbauen. Glauben Sie mir: Für viele Personen sind diese zusätzlichen 200 bzw. 350 Franken monatlich keine Kleinigkeit.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Finanzen von Kantonen und Gemeinden. Die Kosten der Ergänzungs- und Zusatzleistungen sind in den letzten Jahren stark angestiegen und für die Budgets vieler Gemeinden zu einer grossen Belastung geworden. Gemeinden und Kantone leiden stark unter diesem Kostenanstieg und verlangen diesbezüglich eine finanzielle Entlastung.

Die Initiative gehört angenommen, denn sie gibt den Rentnerinnen und Rentnern ihre Würde zurück und entlastet die kommunalen Budgets.

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