«Die Verfassung garantiert die Gleichstellung der Geschlechter und den Schutz vor Diskriminierung. Lohngleichheit ist darum keine revolutionäre Forderung und auch keine nette Geste, sondern die Durchsetzung eines bestehenden Rechtsanspruchs», stellt SP-Nationalrat Matthias Aebischer klar. Und die Lohnunterschiede sind beträchtlich. Die «nicht erklärbare» Differenz beträgt 7,4%, die gesamte Differenz rund 20%, und bei verheirateten Frauen erhöht sie sich sogar auf 30%. «Viele Frauen arbeiten quasi einen Tag pro Woche gratis, das ist nicht mehr länger akzeptabel!», so Matthias Aebischer.
«Zumindest anerkennt der Bundesrat die Lohndiskriminierung als Problem, das ist schon mal ein Fortschritt», findet SP-Nationalrätin Min Li Marti. Sie kritisiert jedoch, dass sich die rechte Mehrheit im Bundesrat nicht zu effektiven Massnahmen durchringen konnte: «Die Pflicht zur Offenlegung der Differenzen ist zumindest ein erster Schritt. Weil aber Sanktionen fehlen, wird es Aufgabe der Öffentlichkeit und der Medien sein, genau hinzuschauen und Unternehmen, die Frauen systematisch schlechter bezahlen als Männer, zu entlarven.»
Die Unternehmen haben sich die neuen Vorschriften selbst zuzuschreiben. Darum ist doppelt fragwürdig, wenn sie jetzt dagegen Sturm laufen. Sie haben erstens den Lohngleichheitsdialog scheitern lassen und die angekündigten freiwilligen Massnahmen nie umgesetzt. Und zweitens stellt sich die Frage, was die Unternehmen denn zu verbergen haben, wenn sie sich so vehement gegen etwas mehr Transparenz wehren.