Blogbeitrag von Gina La Mantia, Zentralsekretärin der SP Frauen* Schweiz
Gratis Kitaplätze für alle! Lautete die erste Streikforderung der SP Frauen* am Frauen*streik 2019. Eine Forderung, die ihrer Zeit vorangegangen ist. Das Thema der Kinderbetreuung, so zeigte es die Coronakrise, ist auch im Jahr 2020 in der Schweiz weitgehend ungelöst.
So werden einerseits die Grosseltern in die Pflicht genommen. Sie übernehmen einen wichtigen Teil der Kleinkinderbetreuung, sie tun es gratis und mit viel Herzblut. Aber nicht alle Familien können auf diese wertvolle Ressource zurückgreifen, und zudem – wie wir gesehen haben – kann es Situationen geben, wo sie von einem Tag auf den anderen ausfällt. Ersatz ist nicht einfach zu finden.
Professionell geführte Kindertagesstätten sind zwar, dank einer stetig steigenden Nachfrage, zahlreicher geworden, der gesamte Bereich ist aber sehr uneinheitlich geregelt. Die Kosten für die Familien, die Löhne und Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden und die Organisation sind je nach Kanton, Gemeinde und Struktur anders. Auch ist die Verteilung der Krippenplätze in der Schweiz sehr unterschiedlich, es besteht ein grosser Stadt-Land Graben. Im Kanton Genf etwa beträgt der Kita-Versorgungsgrad 29 Prozent, im Kanton Appenzell Innerrhoden drei Prozent. Dies wirkt sich nachteilig auf die Chancengleichheit von Kindern, aber auch von Müttern aus.
Kinderkrippen müssen, so fordern wir SP Frauen*, als Service Public organisiert sein. Es sollen schweizweit einheitliche Regelungen gelten – und jedes Kind soll das Recht auf einen Kitaplatz haben, genauso wie es später in den Kindergarten und in die Schule darf.
Es würden so sehr viele Probleme gelöst: Die Berufstätigkeit der jungen Mütter müsste nicht mehr auf die Waagschale des ökonomischen Vorteils gelegt werden – heute ist die Kinderbetreuung oft so teuer, dass es sich für die Familie nicht lohnt, wenn beide Elternteile arbeiten. Meist ist es die Frau, die zurücksteckt – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Karriere, ihre ökonomische Unabhängigkeit und ihre Altersvorsorge. Frauenrenten sind heute etwa 40 Prozent tiefer als Männerrenten. Ein in der Verfassung garantiertes Recht auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind und eine umfassende öffentliche Subventionierung dieser Plätze würde auch dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen und die Löhne der Kinderbetreuer*innen zu verbessern. Ihnen vertrauen wir unsere Kinder an, sie leisten eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Arbeit. Das muss endlich besser anerkannt werden!
Wir SP Frauen* machen Druck und lassen nicht locker. Mit Überzeugung haben wir zu Beginn der Coronakrise den Aktionsplan Kinderbetreuung lanciert, ebenso überzeugt sind wir der aus 35 Organisationen bestehenden «Koalition Kinderbetreuung» beigetreten. Denn jetzt ist der Moment, wo wir gemeinsam für die Wichtigkeit und den Wert der Kinderbetreuung einstehen müssen. Die Zeit ist reif!