Wir und die Anderen

Rede zum 1. August 2015 in Schwerzenbach ZH

Als Kind findet man alles was ein Bisschen anders ist, grundsätzlich spannend. Wenn die Mutter des Sandkastengschpänlis etwas anders spricht oder kocht: Interessant. Mädchen: Schwierig, aber sehr interessant. Grösseres Velo, mehr Spielzeugautöli: Gemein, aber sehr sehr erstrebenswert. Irgendwann beginnt, dann, dass sich ein Selbst, eine Identität bildet. Sie bildet sich natürlich nicht einfach so, sie entsteht in Erwartungen, Urteilen, Abgrenzungen und Zugehörigkeit.

Nun ist es das mit den Urteilen und den Abgrenzungen, was wir kaum mehr loswerden, wenn wir denn zugehörig sein wollen. Das fängt spätestens im Chindsgi an, wo man sich die Kamerädli ja nicht mehr aussuchen kann. Ich bin in Dietlikon aufgewachsen – also nicht weit von hier, aber weit genug, dass es mir nicht in den Sinn gekommen wäre, mich von den Schwerzenbachern abzugrenzen.

Als Dietliker Kind gab es zwei rote Linien zu beachten: Dorf oder Fadacher (die beiden Primarschulhäuser) sowie „oben oder unten vom Bahndamm“. Die Erwachsenen hätten wohl gesagt Migros (unten am Bahndamm) oder Coop (oben). In der Sek mischten sich dann die Dörfler mit den Fadachern und mit den Dietlikern von unterhalb der Bahn zu einer Gemeinschaft gegen die Brüttiseller. Als ich dann die Weltreise ans Gymi im exotischen Winterthur antrat, tat ich es mit einem Chläber „z’Züri dihei“ auf dem Etui und solidarisierte mich nun mit den Wallisellern und Klotenern. In der RS ging es dann auch mit den Winterthurern gegen die Schaffhauser und mit diesem in den WKs gegen die Welschen und mit diesen dann in der Politik dann gegen die Bürgerlichen. So ging das immer weiter bis nach Europa.

Und darum ist die Geschichte von Zugehörigkeit, von Solidarität und Abgrenzung, die Geschichte der Schweiz, die Geschichte jedes Menschen und jeder Gemeinschaft. Wir Schweizer haben sie perfektioniert. Dabei haben wir über Jahrhunderte hinweg nicht das Trennende, sondern das einigende, das gemeinsame geschaffen und entwickelt. Das Zweikammersystem, die Volksrechte, das Ständemehr, das Vernehmlassungsverfahren, den Finanzausgleich, die AHV und IV, die Sozialhilfe, auch das Vereinswesen, die Genossenschaften, die Krankenversicherung, aber ganz einfach auch das tägliche Miteinander.

Diese stolze, diese grossartige, funktionierende und prosperierende Schweiz die unsere Väter und viel zu spät unsere Mütter geschaffen haben, lebt von diesem Miteinander und nicht von der Abgrenzung. Und wenn es die dann braucht, dann bitte dort, wo es mit einem Augenzwinkern geschieht. Natürlich drücke ich Roger Federer die Daumen, dem FCZ, dem ZSC.

Aber beim Fussball kommt es mir dann nicht darauf an, ob der Torschütze für die Schweiz Shaqiri heisst oder in der Leichtathletik Frau Kambundji oder der Herr Hussein für uns gewinnen. Gemeinschaftsgefühl ist nämlich teilbar. Die Schweiz und ihr Erfolg auch die Geschichte der Immigration, der Integration, der Weltoffenheit, des Handels, der Neugier. Es ist auch die Geschichte einer aktiven Neutralität und der Suche, Frieden und Unversehrtheit weiter zu geben.

Wir sollten die politische Diskussion in unserem Land aus der Bauchnabelperspektive befreien. Allzu oft dachten wir in den vergangenen Jahren immer an die Anderen, wenn wir über uns sprachen. Die Welt gegen uns: Die Amerikaner, die Deutschen, natürlich die Ausländer und selbstverständlich die Bürokratie in Brüssel. Und immer mit dieser sehr eigenartigen Mischung aus Selbstüberhöhung und Minderwertigkeitskomplex. Dabei haben wir der Welt vieles zu bieten. Unser politisches System, der soziale, wirtschaftliche und kulturelle Ausgleich, die erfolgreiche Integrationspolitik. Aber auch in der Entwicklungszusammenarbeit, der Friedensdiplomatie oder in der humanitären Hilfe.

Vor allem aber haben wir die Kraft, unsere Verantwortung gegenüber der Welt und den Menschen auch wahrzunehmen und wir können sie nicht einfach delegieren. Europa zum Beispiel, das sind auch wir. Die ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer, das sind auch wir. Die Kriege, die Gewalt und der Hunger, das sind auch wir. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg waren so viele Menschen auf der Flucht – die Hälfte davon sind Kinder. Wir haben zusammen mit anderen die Macht und die Kraft, unsere Verantwortung diesen Menschen gegenüber zu tragen. Das ist genauso Teil unserer Tradition wie die Sorgfalt im Umgang mit unserem Sozialstaat und unserem sozialen Frieden. Lange erkämpft und die Grundlage unseres Wohlergehens. Auch das sind nicht die Anderen, auch das sind wir.

Ich möchte zur feierlichen Erinnerung aus der Präambel unserer Bundesverfassung zitieren:

„…gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.“

In diesem Sinne:

Vive la Suisse, viva la Svizzera, viva la Svizra, hopp Schwiiz!

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Du hast Fragen zur Mitgliedschaft oder dem Mitgliedschaftsformular? Wir helfen gerne.

Häufige Fragen

Am einfachsten, indem Du online das Beitrittsformular nebenan ausfüllst.

Du kannst selbst entscheiden, welches Engagement für Dich am besten passt.

  • Wenn Du wenig Zeit hast, ist es absolut in Ordnung, wenn Dein Engagement sich vor allem darauf beschränkt, Deinen Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Auch das hilft uns sehr, um die Schweiz und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
  • Die Sektion, bei welcher Du Mitglied bist, wird Dich eventuell hin und wieder anfragen, ob Du Zeit hättest, bei einer Standaktion, einer Unterschriftensammlung oder einer Telefonaktion mitzumachen. Falls Dir das zusagt, sind wir sehr froh darüber – aber es ist natürlich völlig freiwillig.
  • Die meisten Sektionen führen regelmässig Mitgliederversammlungen durch, um die aktuellsten politischen Themen und Aktivitäten zu besprechen. Die Teilnahme daran ist natürlich ebenfalls völlig freiwillig. Aber es kann ein guter Ort sein, um neue Leute kennenzulernen.
  • Falls Dich ein Themengebiet besonders bewegt, kannst Du Dich in einer Themenkommission der SP Schweiz oder Deiner Kantonalpartei engagieren, oder in einer der Unterorganisationen wie den SP Frauen, den SP Migrant:innen, der SP 60+ oder der SP queer.
  • Häufig gibt es auch die Möglichkeit, ein partei-internes Amt, z.B. im Vorstand Deiner Sektion zu übernehmen.
  • Falls Du das möchtest, kannst Du mit Deiner Sektion auch Kontakt aufnehmen, um über eine Kandidatur für eine öffentliches Amt zu sprechen, z.B. in der Schulpflege Deines Wohnortes.

Um unsere Werte verteidigen zu können, braucht es finanzielle Mittel. Die SP ist eine Mitgliederpartei und schöpft ihre Stärke aus dem Engagement ihrer Mitglieder.
Die Mitgliederbeiträge werden von den Kantonalparteien und den Sektionen unterschiedlich festgelegt und sind abhängig von Deinem steuerbaren Einkommen. Wir folgen unseren eigenen politischen Forderungen: Wer wenig verdient, bezahlt wenig, und wer viel verdient, beteiligt sich mehr an den Kosten von Partei und Politik.
In der Regel fallen jährlich je nach Einkommen Kosten zwischen circa 80 und einigen Hundert Franken an. Die Mitgliederbeiträge werden jährlich erhoben.

Ja, selbstverständlich! Du kannst der SP beitreten, ohne den Schweizer Pass zu haben. Denn alle Menschen, die in der Schweiz leben, sollen in der Politik mitdiskutieren können.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Dich einzubringen. Wenn Du an Deinem Wohnort aktiv werden möchtest, wendest Du Dich am besten an die Sektion Deiner Gemeinde oder Deines Quartiers. Diese ist auch die richtige Anlaufstelle für den Einsatz in einem öffentlichen Amt (Gemeinderat, Schulpflege, Sozialbehörde…).
Du kannst Dein Wissen und Können auch innerhalb der Partei einbringen. Die SP sucht immer Leute, die sich in der Parteiorganisation engagieren (Gemeinde, Bezirk, Kanton, Themenkommissionen).

Melde Dein Interesse bei den Verantwortlichen Deiner Ortssektion an. Die Sektion nominiert SP-Kandidierende für öffentliche Ämter, sei dies für den Gemeinderat oder die lokalen Schul-, Sozial- oder Finanzbehörden. Die Ortssektion bildet oft auch für Ämter auf übergeordneter Ebene (Kantons- oder Grossrat) den Ausgangspunkt des parteiinternen Nominationsprozesses.

Abgesehen von der Zahlung des jährlichen Mitgliederbeitrags gehst Du keine Verpflichtungen ein. Voraussetzung für den Beitritt ist eine inhaltliche Nähe. Dies bedingt jedoch nicht, dass Du in allen Fragen mit der SP gleicher Meinung sein musst.

Die Statuten der SP Schweiz verbieten die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Schweizer Parteien.
Doppelbürger:innen können Mitglied der SP Schweiz und Mitglied einer ausländischen Schwesterpartei sein, beispielsweise der deutschen SPD oder des italienischen Partito Democratico. Die Mitgliedschaft bei der SP Schweiz ist für Angehörige von Schwesterparteien gratis, sofern sie belegen können, dass sie in ihrem Heimatland Mitgliederbeiträge an eine Sozialdemokratische Partei entrichten.

Ja. Auch im Ausland kannst du dich als Mitglied der SP Schweiz in die Politik einbringen. Wenn Du Deinen Wohnsitz im Ausland hast, wirst du automatisch Mitglied der SP International.

Für JUSO-Mitglieder besteht bis zum Alter von 26 Jahren die Möglichkeit einer kostenlosen SP-Mitgliedschaft. Ein entsprechender Antrag kann per Mail an [email protected] gestellt werden.

Das bietet Dir die SP

Was Du von der SP erwarten darfst.

Du bist nah dran an der Politik: Wir schicken Dir unsere Aufrufe, Newsletter sowie sechs Mal jährlich unser Mitgliedermagazin “links”. Du kannst Dich mit Gleichgesinnten vernetzen.

Du kannst von andern lernen und Dich mit Deinem Wissen und Können auf verschiedenen Ebenen in der Partei einbringen.
Gemeinsam schaffen wir eine bessere Zukunft!

Keine Demokratie ohne Bildung. Wir bieten Dir Webinare und Seminare zu Hintergrundwissen und aktuellen politischen Themen.