Etwas möchte ich gleich vorweg nehmen und klar stellen: Ich bin weder das Sprachrohr der Lehrerinnen und Lehrer, noch der kantonalen Behörden – ich erlaube mir, Ihnen hier meine eigenen Gedanken zum heutigen Anlass bzw. zu dessen Ursachen mitzuteilen.
Ich werde mich nicht zur Pensenregelung äussern, weder dafür noch dagegen. Es gibt in dieser Frage Positionen, pro und contra, wie zu jedem Thema.
Eigentlich habe ich mit der Schule weder als Angestellte oder Lehrperson, noch als Behördenmitglied etwas zu tun. Und ausser, dass ich selber zur Schule gegangen bin und zwei Kinder durch die Schule begleitet habe, habe ich doch eigentlich keine Ahnung von Ihrem Betrieb – oder höchstens ein klein wenig?
Tja, weshalb stehe ich denn eigentlich hier? Bestimmt nicht, um eine Grabrede zu halten.
Gemäss Ihrem Veranstaltungskonzept wollen Sie heute die bisherige Kommunikationskultur zu Grabe tragen. Das kann nun ganz unterschiedlich verstanden werden.
Meines Wissens finden regelmässig Gespräche zwischen Schulvertretungen und Frau Staatsrätin Chassot, ihrer Direktion (EKSD) oder ihren Dienststellen statt. Wollen Sie diese an sich positive Kommunikationsbereitschaft zu Grabe tragen? Und damit signalisieren, dass sie diese Kultur für tot halten, weil sie Ihrer Meinung nach nicht mehr richtig gelebt wird?
Meine Meinung: wenn Sie dies tun wollen, so geben Sie ein ganz falsches Signal. Ziel muss es doch sein, zu einer guten und funktionierenden Kommunikationskultur – in Ihrem Fall zwischen Lehrerschaft, Schulvertretung und der EKSD und ihren Dienststellen zurück zu finden.
Also ist doch etwas ganz anderes zu beerdigen, zu begraben!
Was sich gemäss Zeitungsberichten, Briefen und Radiosendungen in den letzten Monaten abgespielt hat, das war nicht mehr Kommunikation, sondern Schlagabtausch. Die Pensenregelung ist der Ausgangspunkt, der Stein des Anstosses, sozusagen. Dagegen wehrten sich etliche Lehrpersonen – wie viele entzieht sich meiner Kenntnis.
Im darauffolgenden Hin und Her gab es
- Drohungen mit Aufnahmestopp von Praktikantinnen und Praktikanten,
- die Planung einer halbstündigen Aktion am traditionellen Lehrerfortbildungstag, der heute hätte stattfinden sollen,
- und dann eben die Absage dieses Fortbildungstages.
Die Freiburger Nachrichten titelten zu Recht: „Verhärtete Fronten im Pensenstreit“.
Nun, wenn SiedieseArt von Kommunikation – die Androhungen, Abwehrhaltungen, Retorsionsmassnahmen usw. – zu Grabe tragen wollen, so haben Sie meine volle Unterstützung. Sie ist wirklich zu beerdigen! Sie hat nichts mit Problemlösung zu tun, derartige Duelle verhindern den sachlichen Fortschritt. Wenn der Konflikt beendet werden soll, dann müssen beide Partner Gesprächs- und Kompromissbereitschaft signalisieren und einen Schritt auf den anderen zugehen.
Und wenn dem so ist, dass wir diese ungute Art der Kommunikation zu Grabe tragen, dann brauchen wir heute nicht Trauerkleidung zu tragen, sondern haben einen Grund ein Fest zu veranstalten!
Ich verstehe Ihren Einsatz um gute Arbeitsbedingungen, welche Ihrer Ansicht nach eine flexiblere – oder vielleicht auch gar keine – Pensenregelung beinhalten. Dieses Engagement passt ja auch zum heutigen Tag der Arbeit, dem 1. Mai. Und wenn es um gute Arbeitsbedingungen geht, haben Sie grundsätzlich von mir als SP-Politikerin meine Unterstützung.
Jedoch: es geht bei dieser Pensenregelung nicht nur um Ihre Arbeitsbedingungen.
Im Zentrum Ihrer Bemühungen, in Ihrem ganz konkreten Alltag, stehen das Kind, der oder die Jugendliche. Stellen Sie sich auch die Frage, was unterschiedliche Lehrerpensen, Kleinstpensen, für diese bedeuten? Und für die Organisation des Schulbetriebs, welche auch Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler hat? Ja klar, es ist letztlich Aufgabe der Erziehungsdirektion und ihrer Ämter, diese unterschiedlichen Interessen abzuwägen und eine Lösung zu finden…
ABER: Zu einer guten Gesprächskultur gehört grundsätzlich, dass man sich auf die Argumente der anderen Seite einlässt – und ich spreche hier jetzt eben beide Seiten in dieser Angelegenheit des Pensenstreits an. Dazu gehört, dass man einander zuhört, die Argumente zur Kenntnis nimmt, sich damit auseinandersetzt – und dann gemeinsam zu einem guten Schluss kommt, bestenfalls einer Lösung der Problematik, die für beide Seiten ein Gewinn ist.
Selbst ich – als Aussenstehende und nicht als Beteiligte am Schulbetrieb – habe mitbekommen, wie wichtig, spannend und positiv die Lehrerfortbildung, welche traditionellerweise immer am 1. Mai stattfindet, gewertet wird. Wie weit ist es gekommen, was ist alles passiert, dass dieses positive Ereignis heute nicht stattfinden darf? Wie kommt es, dass sie diesen Fortbildungstag gefährden? Wie kommt es, dass Herr Reto Furter den auch für ihn wichtigen, traditionellen pädagogischen Anlass absagen musste?
Das heutige Ziel soll – wie ich bereits erwähnt habe – sein, einen Moment in sich zu gehen, die Ruhe wieder zu finden und erneut ein konstruktives Gespräch zu suchen. Dass die andere Seite eigentlich dazu bereit wäre, lese ich aus den Aussagen von Reto Furter in der FN. Er sagt dort, dass Ausnahmen vorgesehen und möglicherweise auch viele bewilligt werden. Oder anders gesagt und in meinen Worten: Die Pensenregelung ist ein Grundsatz, wird in ihrer strikten Form so kaum durchgeführt und kann mit Ausnahmeregelungen der schulischen Realität gerecht werden.
Lasst uns zurückfinden zu einer positiven und guten Gesprächskultur zwischen Ihnen und der Erziehungsdirektion. Erinnern Sie sich an vergangene erfolgreiche Lehrerfortbildungstage, an konstruktive Auseinandersetzungen mit kritischen Themen rund um die Schule, und feiern Sie diesen Tag als einen ersten Schritt in die richtige Richtung, einen Schritt, der von Ihrer Seite aus gemacht wird.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen 1. Mai.