Postulat: Senkung der Polizeikosten dank dem dialogorientierten Ansatz im Management von Fussballfans

Antrag:

Der Gemeinderat wird gebeten zu prüfen, in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei, unter Einbezug des FC Thun und mit wissenschaftlicher Begleitung das Prinzip des dialogorientierten Ansatzes im Management von Fussballfans (an Spieltagen, aber auch ausserhalb derer) zu initiieren mit dem Ziel, die Polizei- und Verwaltungskosten mittel- und längerfristig zu senken.

Begründung:

Die Polizeikosten für Einsätze bei Fussballspielen bewegten sich von 2013 bis 2017 zwischen 591’000 und 1,07 Mio., was einem Anteil an den polizeilichen Gesamtkosten zwischen 17,1 und 29% entspricht (2013: 29,3%, 2014: 17,1%, 2015: 21,5%, 2016: 21,6%, 2017: 22%, 2018: 20,37%). Das gemeinderätliche Ziel, den Betrag von max. 750’000/Jahr nicht zu überschreiten, wurde vier von sechs Mal nicht eingehalten.

Bis anhin hat der Gemeinderat auf Fehlverhalten der Fans vorwiegend mit einer Verschärfung der repressiven Massnahmen reagiert und verschiedene Handlungsoptionen im Rahmen des Hooligan-Konkordates verfügt. Dies hat sich jedoch als nicht zielführend erwiesen, weder konnten die Kosten gesenkt noch ein erwünschtes Fanverhalten bewirkt werden. Die repressiven Konzepte sind veraltet und es gibt weder wissenschaftliche Belege, noch Beispiele aus der Praxis, dass sie tauglich sind. «Dialog ist der einzige erprobte und wissenschaftlich belegte Lösungsansatz.» (Chief Superintendent Owen West von der West Yorkshire Police)

Ein Paradigmenwechsel würde dazu beitragen, nicht nur die Polizeikosten, sondern ebenso den Verwaltungsaufwand der Direktion Sicherheit zu senken und damit Ressourcen für andere Aufgaben zu schaffen.

Dank der dialogorientierten Strategie ist auch mit einer Verringerung von Straftaten zu rechnen. Andere Ursachen von deviantem Verhalten, die auf individueller Ebene liegen oder in Zusammenhang mit gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Umständen stehen, können mit dieser Strategie nicht behoben werden. Es kann daher nicht der Anspruch sein, alle Straftaten in Zusammenhang mit Fussballfans mit diesen Massnahmen verhindern zu wollen.

Mögliche ursächliche Gründe zahlreicher Zwischenfälle und Auseinandersetzungen, die mit dem dialogorientierten Ansatz beeinflusst werden können:

  • Unverhältnismässiges oder taktisch fragwürdiges (z.B. Missachtung der nötigen Distanz) polizeiliches Verhalten
  • Fehlende oder missverständliche Kommunikation
  • Nicht ausreichende Bereitschaft der Stadtbehörden auf Fananliegen einzugehen und ein kaum vorhandenes Verständnis für das Wesen und die Dynamik der wohl grössten und aktivsten städtischen Jugendkulturszene
  • Von der Fanszene als illegitim betrachtete Kollektivstrafen
  • Fehlende Vertrauensbasis zwischen Fans einerseits und der Polizei und Stadtbehörden andererseits

Neue Strategie

Der dialogorientierte Ansatz im Management von Fussballfans soll in einem mehrjährigen (mindestens drei Jahre) Pilotversuch unter wissenschaftlicher Begleitung durch die Forschungsstelle Gewalt bei Sportveranstaltungen am Institut für Sportwissenschaften der Uni Bern durchgeführt werden.  

Die Finanzierung müsste sichergestellt werden, z.B. durch Bund, Kanton BE, Stadt Thun, SFL.

Mehr über die Hintergründe und praxisnahe Erklärung des dialogorientierten Ansatzes sowie weitere Erkenntnisse über die Einflüsse auf Fanverhalten (z.B. Good Hosting bei den Einlasskontrollen) findet sich im Anhang, empfehlenswert sind insbesondere die Beispiele aus Stockholm und West Yorkshire (S.5-8). In West Yorkshire konnten dank dem sicherheitspolitischen Strategiewechsel die Polizeikosten nachweislich gesenkt werden.

Die Strategie in Stockholm und West Yorkshire wurden und werden wissenschaftlich begleitet. Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit dieser Ansätze ist klar vorhanden.

Einige mögliche Elemente des dialogorientierten Ansatzes:

  • Einsatz spezifischer, polizeilicher Dialogteams mit fundierter Ausbildung. Die KaPo Bern verfügt bereits über Dialogteams und setzt diese auch ein. Was es aber bedarf, ist ein spezifisches « Dialogteam Sport », welches sich intensiv mit den Fans und der Fankultur auseinandersetzt und am Ball bleibt.
  • Grundsatz in der Polizeitaktik: Ordnungsdienst-Einheiten im Hintergrund, Einsatz von Dialogteams im Vordergrund
  • Immer die gleichen Personen der Sicherheitskräfte übernehmen die Dialogaufgabe, dadurch kann dank Beziehungsarbeit, Verlässlichkeit, klarer und offener Kommunikation Vertrauen hergestellt werden und der gegenseitige Informationsfluss wird verbessert und zuverlässiger.
  • Trennung der Aufgaben und Kompetenzen zwischen den polizeilichen Dialogteams und den Spottern (Dialogteams: unbewaffnet und Verzicht von Anzeigen im Rahmen der Verhältnismässigkeit, soweit beides der rechtliche Spielraum zulässt)
  • Die polizeilichen Dialogteams sind auch ausserhalb von Spieltagen unterwegs und suchen gezielt die Treffpunkte der Fans auf. Einerseits um in Beziehung zu treten, resp. die Beziehungen zu pflegen, andererseits um auf mögliches deviantes/unerwünschtes Verhalten wie Schlägereien im öffentlichen Raum, Sprayen, Tagen, Auseinandersetzungen mit privaten Sicherheitsdiensten etc. präventiv einzuwirken.
  • Abkehr von Kollektivstrafen (z.B. keine Auflagen im Rahmen des Hooligan-Konkordates), die als grösste Kostentreiber bezeichnet werden können und die Gewaltspirale anheizen. Massnahmen, welche das Hooligan-Konkordat für Einzeltäter*innen vorsieht, wie Rayonverbote, Meldeauflagen, Ausreisesperren, bleiben bestehen.
  • Übereinstimmende Grundsatzhaltung aller Stakeholder:
    • Fans dürfen nicht pauschal als Kriminelle angesehen werden
    • Fankurven funktionieren nach massenpsychologischen Prozessen und diese Dynamiken können entsprechend beeinflusst werden
    • Das Verhalten der Polizei hat einen eminenten Einfluss auf das Fanverhalten
    • Die Fans gelten als gleichwertige Gesprächspartner*innen
    • Im Zentrum steht der vertrauensvolle Beziehungsaufbau zwischen allen Beteiligten
  • Weiterbildung der mit dem Thema tangierten städtischen Mitarbeiter*innen im Umgang mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
  • Einführung sozioprofessioneller Fanarbeit (u.a. als zentrale Vermittlungsstelle zwischen den Stakeholdern).
  • Bereitschaft aller Beteiligten, die neue Strategie weiterzuverfolgen, trotz zu erwartenden Rückschlägen/Zwischenfällen.

Die dialogbasierten Ansätze gehen zurück bis zur EURO 2004. Die Strategie ist längst gesetzlich verankert. Einerseits in der klassischen schweizerischen Polizeitaktik (« 3D – Dialog, Deeskalation, Durchgreifen »), insbesondere aber auch im aktuellen « Übereinkommen des Europarats über einen ganzheitlichen Ansatz für Sicherheit, Schutz und Dienstleistungen bei Fussballspielen und anderen Sportveranstaltungen », welches gerade letztes Jahr vom Bundesrat verabschiedet wurde[1] oder siehe auch das originale Abkommen, vgl. v.a. Artikel 8.[2]

Ein Dialog-Ansatz ist in Thun mit der Arbeitsgruppe Prävention bereits vorhanden: Leitung durch Fanarbeit Schweiz, weitere Teilnehmende sind Fanvertretungen, FC Thun, Polizei Thun, Chef städtische Abteilung Sicherheit, Leiter städtische Fachstelle Kinder und Jugend.

Stakeholder:

  • Fans
  • Fanarbeit
  • Polizei
  • städtische Behörden
  • FC Thun (inkl. Fanbeauftragte/r und Leiter*in Sicherheit)
  • SFL

Die Stadt Thun würde sich aus mehreren Gründen für ein Pilotprojekt eignen:

  • Zahlreiche Anhänger*innen der zwei gegnerischen Superleague-Clubs FC Thun und BSC YB wohnen im Einzugsgebiet und begegnen sich auch ausserhalb der Spieltage. Solche Begegnungen enden mehrfach in gewalttätigen Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum.
  • Die Auflagen des Hooligan-Konkordates wurden in Thun am Konsequentesten angewandt – ohne Rückgang der Zwischenfälle und ohne Verringerung der Polizeikosten.
  • Thun hat eine überschaubare Grösse. Fussballfans und ihr Verhalten (Auftreten in Gruppen, Fanmärsche, Sprayen, Tags, Sticker) fallen auf und werden von einem grossen Teil der Bevölkerung als Problem wahrgenommen.
  • Das Thema ist medial und politisch stark präsent.
  • Es sind detaillierte Daten zur Erfassung der Ausgangslage vorhanden.
  • Es bestehen Erfahrungen im Dialog, der aber von verschiedener Seite immer wieder abgebrochen wurde.
  • Das Verhalten der Polizei Thun, insbesondere der Spotter (szenenkundige Beamte), wird von den Fans als ausgesprochen schikanös empfunden, es besteht eine grosse Abneigung und ein immenses (gegenseitiges) Misstrauen.
  • Die Radikalisierung der Thuner Fankurve ist noch nicht so weit fortgeschritten, als dass kein Zugang zu ihr mehr möglich wäre.


[1] https://www.ejpd.admin.ch/ejpd/de/home/aktuell/news/2018/2018-06-272.html

[2] https://www.ejpd.admin.ch/dam/data/fedpol/aktuell/news/2017/2017-06-28/abkommen-e.pdf

Premier-ère signataire

Date de dépôt

Canton de dépôt

Berne

Commune de dépôt

Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed

Tu as des questions concernant l'adhésion ou le formulaire d'adhésion ? Nous sommes à ta disposition pour t'aider.

Questions fréquentes

Le plus simple est de remplir en ligne le formulaire d’adhésion ci-contre.

Tu décides toi-même de l’engagement qui te convient le mieux.

  • Si tu as peu de temps, il n’y a absolument rien de mal à ce que ton engagement se limite au paiement de ta cotisation. Ceci nous aide aussi à construire une Suisse et un monde meilleurs.
  • La section à laquelle tu es affilié-e te demandera parfois, si tu as le temps, d’être présent-e sur stand, de récolter des signatures ou de participer à une action téléphonique. C’est toujours un plaisir lorsque nos membres s’engagent et s’impliquent – mais c’est bien sûr entièrement volontaire.
  • La plupart des sections organisent régulièrement des assemblées générales pour discuter de thèmes et d’activités politiques actuels. La participation à ces réunions est bien sûr également totalement volontaire. Mais c’est toujours une occasion d’y rencontrer de nouvelles personnes.
  • Si un thème te touche particulièrement, tu peux t’engager dans une commission thématique du PS Suisse ou de ton parti cantonal, ou encore dans l’une des sous-organisations telles que les Femmes socialistes, le PS Migrant-es, le PS 60+ ou le PS queer.
  • Il y a aussi souvent la possibilité d’assumer une fonction interne au parti, par exemple au sein du comité de ta section.
  • Si tu le souhaites discuter d’une candidature à une fonction publique, par exemple à la commission scolaire de ta commune, tu peux prendre contact avec ta section.

Afin de réaliser ses actions et son travail politique, le PS compte surtout sur l’engagement de ses membres. Mais la défense de nos valeurs nécessite aussi des moyens financiers.
Les cotisations des membres sont fixées, différemment, par les partis cantonaux et les sections locales et dépendent de ton revenu imposable. Nous suivons nos propres exigences politiques : celle ou celui qui gagne peu, paie peu, et celle ou celui qui gagne beaucoup, participe davantage aux coûts du parti et de sa politique.
En règle générale, les cotisations annuelles sont de l’ordre de 80 CHF pour les personnes à faible revenu et progressent à quelques centaines de francs pour les personnes à haut revenu.
Ces cotisations sont perçues annuellement.

Bien sûr ! Il n’est absolument pas nécessaire de posséder le passeport suisse pour pouvoir adhérer au PS.
Toute personne vivant en Suisse doit pouvoir participer aux débats politiques.

Tu as différentes possibilités de t’engager. Si tu veux être actif-ve au niveau local, adresse-toi à la section de ta commune de domicile.
C’est aussi le lieu le plus adapté pour t’engager dans une fonction publique ou un service au sein de l’administration (Conseil communal, Commission scolaire, Commission sociale…)
Tu peux également faire valoir ton savoir et ton savoir-faire en exerçant une fonction interne au parti. Le PS recherche toujours des personnes désirant s’engager dans l’organisation du parti (communes, districts, canton, commissions thématiques).

Il suffit de manifester ton intérêt aux responsables de ta section. C’est la section qui désigne les candidat-es du PS pour des fonctions publiques.
Ta section locale est souvent aussi le point de départ du processus de nomination interne au parti pour les candidatures au gouvernement cantonal (par exemple au Grand Conseil).

Aucune, excepté ta cotisation. Le partage de nos valeurs et de nos convictions est tout de même une condition préalable. Cela ne signifie pas pour autant de partager l’intégralité des positions du PS.

Les membres de la Jeunesse socialiste ont la possibilité d’adhérer gratuitement au PS jusqu’à l’âge de 26 ans. Une demande correspondante peut être envoyée par courriel à [email protected].

Les statuts du PS Suisse interdisent l’adhésion simultanée à plusieurs partis suisses.
Les doubles nationaux peuvent être membres du PS Suisse et d’un parti frère étranger, par exemple du SPD allemand ou du Partito Democratico italien. L’adhésion au PS Suisse est gratuite pour les membres de partis frères, pour autant qu’ils puissent prouver qu’ils versent une cotisation à un parti socialiste dans leur pays d’origine.

Oui, même à l’étranger, tu peux t’impliquer dans la politique en tant que membre du PS Suisse. Si tu es domicilié à l’étranger, tu deviens automatiquement membre du PS International.

Ce que t’offre le PS

Ce que tu peux attendre du PS.

Tu es proche de la politique : nous t’envoyons nos invitations, nos newsletters ainsi que notre magazine « Socialistes ». Tu peux réseauter avec des personnes partageant les mêmes idées que toi.

Tu peux apprendre des autres et apporter tes propres connaissances et compétences à différents niveaux au sein du parti.
Ensemble, créons un avenir meilleur !

Pas de démocratie sans formation. Nous te proposons des webinaires et des séminaires et nous t’offrons la possibilité d’acquérir des connaissances générales et d’échanger sur des thèmes politiques actuels.