Der Regierungsrat wird gebeten zu prüfen,
1. ob ein Bildungs- und Teilhabepaket zu erarbeiten ist, das allen Schülerinnen und Schülern sozial be-
nachteiligter Familien den Zugang zum digitalen Unterricht ermöglicht
2. ob Kindern, die zuhause keine oder zu wenig Unterstützung haben oder die mit Lernschwächen kämp-
fen, ein Mentoring und der Zugang zum digitalen Unterricht zu ermöglichen ist
Begründung:
Während der Coronavirus-Pandemie haben die Berner Schulen den Präsenzunterricht eingestellt und auf digitalen Fernunterricht umgestellt. Das hat die Probleme von Kindern aus sozial benachteiligten Familien verschärft. Die Teilnahme am digitalen Unterricht ist unmöglich ohne eigenen Computer. Bildungsferne Familien mit geringem Einkommen und Familien mit Migrationshintergrund stehen in Bezug auf den Zugang zu digitalen Geräten deutlich schlechter da als die übrige Bevölkerung. Oft fehlen ihnen die Mittel, um Computer und einen Internet-Anschluss zu finanzieren.
Die Schulschliessungen wegen der Coronavirus-Pandemie haben dieses Problem noch verschärft. Selbst,
wenn in einer sozial benachteiligten Familie ein Computer vorhanden ist, müssen die Kinder diesen oft mit ihren Geschwistern und mit ihren Eltern teilen. Zudem leben diese Schülerinnen und Schüler oft in kleinen Wohnungen, wo sie gerade in Zeiten der Corona-Pandemie selten ungestört lernen können.
Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die Eltern haben, die mit ihnen üben können und die auch die nötige
technische Infrastruktur haben, waren deutlich im Vorteil gegenüber Kindern aus sozial schwächeren Fa-
milien, deren Eltern sich nicht um die Schulbildung ihrer Kinder kümmern können. Die Kinder, deren Eltern
nicht im Homeoffice arbeiten können, deren Eltern kaum Deutsch sprechen und die ihnen bei den Haus-
aufgaben nicht helfen können, sind im Heimunterricht oft auf sich alleine gestellt. Deshalb ist ein Mentoring
für diese Schülerinnen und Schüler besonders wichtig.
Die Gewährleistung der Chancengerechtigkeit in der Schule ist ein Dauerauftrag, nicht nur während einer
Pandemie. Heute ist absehbar, dass der digitale Fernunterricht die Kluft zwischen stärkeren und schwä-
cheren Schülern zusätzlich vergrössert. Wenn wir jetzt nicht rasch handeln, wird sich die Schere noch
weiter öffnen – mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Kinder. Die Gefahr ist gross, dass sie
dadurch in ihrem späteren Leben dauerhafte Nachteile erleiden.
Deshalb beantragen wir die Prüfung eines Bildungs- und Teilhabepakets, das den Schülerinnen und Schülern aus sozial benachteiligten Familien den Zugang zum digitalen Unterricht ermöglicht. Es ist zu prüfen, ob Kinder, die zuhause zu wenig oder keine Unterstützung haben oder die mit Lernschwächen kämpfen, Zugang zu digitalen Geräten haben und ein Mentoring für den Umgang mit digitalen Geräten erhalten.
Begründung der Dringlichkeit: Besser vorbereitet sein auf eine mögliche zweite Welle der Corona-Pandemie oder auf andere Gründe, die einen Fernunterricht in der Zukunft nötig machen.