Vor drei Jahren einigten sich 193 Regierungen in Paris darauf, die globale Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit auf deutlich unter 2°C, wenn möglich auf 1.5°C zu begrenzen.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss bis in 31 Jahren mit dem Verbrennen fossiler Energieträger weltweit Schluss sein, wie ein Bericht des Weltklimarates IPCC im Herbst 2018 aufzeigte.
Aktuell beträgt die globale Temperaturerhöhung gegenüber der vorindustriellen Zeit 1°C. Wenn man sich die bereits heute existierenden weltweiten Wetterexzesse vor Augen führt, wird schnell klar, dass Erfolg oder Misserfolg über das Fortbestehen der uns bekannten Zivilisation entscheiden kann.
Die klimaerwärmende Wirkung verbrannter fossiler Brennstoffe ist den politischen Akteuren spätestens seit 1990 mit dem 1. IPCC-Bericht bekannt. Neu ist bloss die Evidenzverstärkung und die zusätzliche Dringlichkeit aufgrund der bisher ungenügenden Massnahmen. Der uns bevorstehende rasche und tiefgreifende technische und gesellschaftliche Umbau ist enorm. Dieser kann bloss im nationalen und internationalen Verbund gelingen. Die Technologien hierfür sind vorhanden, entscheidend ist eine weitere Elektrifizierung von Anwendungen, welche heute fossil betrieben werden – dies gilt insbesondere in der Mobilität und der Bereitstellung von Wärme und Kälte (Wärmepumpen). Die benötigte Energiemenge muss dank weitgehenden Effizienzmassnahmen gesenkt und anschliessend dank einem massiven Ausbau erneuerbarer Energien und Stromspeichern verfügbar gemacht werden. Eine Schlüssel- und Vorbildrolle kommt dabei den Städten zu: Die kompakte Lebensraumgestaltung prädestiniert eine effizientere Lebensweise, ihre Bewohnerinnen und Bewohner sind offener für klimapolitische Massnahmen, entsprechende Erfolge sollen als Vorbild für andere Regionen wirken. Die Stadt Luzern hat mit 1 Tonne CO2-Ausstoss pro Jahr und Bewohnenden im Jahre 2050 bereits heute das ehrgeizigste Schweizer Klimaziel. Bei der nächsten Überarbeitung soll die städtische Klima- und Energiepolitik zugunsten der 1.5°C-Anforderungen nachgeführt werden. Zunächst sollen aber die bestehenden Bemühungen verstärkt werden (Solarstrom) und bisher vernachlässigte Themenfelder erschlossen werden (Erdgas, E-Mobilität, Logistik). Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen im Städteverband eingebracht werden (Erfahrungs- und Fachgruppen).
Bei der Entwicklung und der langfristigen Umsetzung der anstehenden Massnahmen soll zunächst die ewl ins Auge gefasst werden, etwa mit Zielvereinbarungen, Leistungsaufträgen und entsprechenden Controllingauflagen. Die Finanzierung kann vorerst durch eine entsprechende Reduktion der Gewinnablieferung an die Stadt sichergestellt werden. Alternativ können auch wettbewerbliche Ausschreibungen ins Auge gefasst werden, bei denen Projekte mit den grössten CO2-Reduktionen pro eingesetzten Franken zum Zuge kommen (respektive maximaler Photovoltaik- und Stromspeicher-Zubau). Der Energie-Umbau ist nicht kostenlos und muss frühzeitig und langfristig geplant und budgetiert werden, Zuwarten dürfte aber um ein Vielfaches teurer werden. Ausserdem befreien sich Pioniergebiete zu einem frühen Zeitpunkt aus der Abhängigkeit fossiler Energieträger, welche tendenziell immer knapper und damit teurer werden.
Vor diesem Hintergrund bitten die Unterzeichneten den Stadtrat, eine energieeffiziente und weitgehend CO2-freie urbane Logistik zu entwickeln, auch vor dem Hintergrund des rasant wachsenden Internet-Shoppings mit seinen Hauslieferungen. Interessante Ansatzpunkte liefert das Nationale Forschungsprogramm 71 zur Energiewende mit ihrem Projekt «Energieeffiziente und CO2-freie urbane Logistik», welche öffentlich und privat initiierte Möglichkeiten zu einem Ganzen verknüpft und eine Reduktion des Dauerverbrauchs an Energie in der urbanen Logistik um bis zu 94 % bis 2050 ermöglichen soll. Hierzu braucht es Anpassungen bei der Technologie- und Infrastrukturnutzung, bei der Gestaltung von Dienstleistungs- und Lieferkonzepten, bei der Marktorganisation und der Kooperation, bei der Planung und Regulierung und schliesslich beim Kundenverhalten. Diese (und allenfalls weitere Vorschläge und Erkenntnisse) sollen für die Stadt Luzern geprüft und bei Eignung zur Umsetzung vorgeschlagen werden.